Istanbul – Kurz nach Beginn des Prozesses gegen zwei regierungskritische Journalisten in der Türkei hat das zuständige Gericht in Istanbul am Freitag entschieden, die Gerichtsverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortzusetzen. Dem Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet" sowie dessen Hauptstadt-Büroleiter, Can Dündar und Erdem Gül, wird unter anderem Spionage vorgeworfen.

Erdogan als Nebenkläger

Außerdem akzeptierte das Gericht den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Nebenkläger, wie ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Dündar und Gül müssen sich neben Spionage auch wegen der Preisgabe von Staatsgeheimnissen, der Vorbereitung eines Staatsstreichs und der Beihilfe zur Bildung einer terroristischen Vereinigung verantworten. Ihnen droht lebenslange Haft.

"Cumhuriyet"

Hintergrund ist ein Bericht der "Cumhuriyet" vom vergangenen Jahr über angebliche Waffenlieferungen an Extremisten in Syrien. Die "Cumhuriyet" hatte berichtet, Beamte hätten Lastwagen gestoppt und unter anderem unter Medikamenten versteckte Artilleriegeschosse gefunden. Die Zeitung veröffentlichte auch entsprechende Bilder und Videos. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte damals, es habe sich um Hilfslieferungen gehandelt und stellte persönlich Strafanzeige gegen die Journalisten. (APA/AFP, 25.3.2016)