Wien – Wagt sich ein Mädchen hierzulande in eine Castingshow, so drohen ihm im schlimmsten Fall Folgeauftritte in Tanz- oder Dschungelshows. Als hingegen Setara Hussainzada 2007 bei "Afghan Star" um die Gunst des Publikums sang, sah sich die junge Frau mit Morddrohungen konfrontiert. Ihr Auftritt war in der Islamischen Republik ein Skandal, für eine schmalzige Hollywoodverfilmung erscheint die Geschichte aber bestens geeignet. Die von den realen Begebenheiten inspirierte Komödie "Rock the Kasbah" geht nun zwar wenig gefühlstriefende, doch nicht unbedingt bessere Wege.

Zerknautschter Zyniker: Bill Murray in "Rock the Kasbah".
Foto: Tobis

Richie Lanz (Bill Murray) ist ein Musikmanager aus L.A., dem man wünscht, dass er schon bessere Tage gesehen hat. In Afghanistan soll nun sein halbtalentiertes Sternchen Ronnie gegen gutes Geld für die dort stationierten Soldaten auftreten. Ronnie macht sich jedoch mit Richies Geld und Papieren aus dem Staub, sodass ihr Manager mit nichts als seinem lockeren Mundwerk in Kabul zurückbleibt.

In weiterer Folge trifft Richie auf einen übellaunigen Söldner und einen freundlichen Taxifahrer, auf zwei unbedarfte Waffenhändler und eine Prostituierte mit Herz. Er flieht zugekifft vor schießwütigen Afghanen, lässt sich geschminkt ans Bett fesseln und verkauft Munition an einen Paschtunenstamm. Dann, nachdem er die wilden Männer mit "Smoke on the Water" in den Schlaf gegrölt hat, hört er – und nur er, wie die Häuptlingstochter in einer Höhle Lieder von Yusuf Islam alias Cat Stevens singt.

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Bis der US-Mentor zu seinem exotischen Star, der Film zu seinem Kern gelangt, muss also viel passieren. Sinn oder Spaß macht davon wenig. "Rock the Kasbah", ein Tiefpunkt im Spätwerk Barry Levinsons ("Rain Man"), ist allein Vehikel für Bill Murray. Sein Richie Lanz ist ein zerknautschter Typ, der hinter der Fassade eines zynischen Unsympathlers vielleicht einfach einen mäßig sympathischen Zyniker verbirgt. Kate Hudson, Bruce Willis und Zooey Deschanel leihen ihre prominenten Gesichter unterentwickelten Charakteren. Die talentierte Salima (Leem Lubany) ist nie mehr als eine hübsche Stimme.

Bis zuletzt bleibt unklar, wovon das Drehbuch eigentlich erzählen will. Von einer mutigen Frau, von der Wandlung eines abgehalfterten Showmenschen, vom Zusammenprall der Kulturen oder vom Wahnsinn des Krieges? Keine Deutungsvariante kann das ungelenke Stückwerk wirklich zum Grooven bringen. (Dorian Waller, 24.3.2016)