So etwas wie die Finanzkrise dürfe nie wieder passieren. Das sagten Politiker im Jahr 2008, als der Fall der US-Investmantbank Lehman Brothers die internationalen Finanzmärkte erschaudern ließ. Reformen wurden auf den Weg gebracht, um Banken stabiler zu machen und das Vertrauen innerhalb des Sektors wieder herzustellen. Die Notenbanken haben massenweise billiges Geld verteilt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und manchmal wirkt es so, als ob knapp acht Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise alles irgendwie wieder normal ist.

Doch dieser Eindruck täuscht, schreibt der ehemalige Banker Wolfgang Schröter in Der große Schuldenbumerang. Denn in den vergangenen Jahren sind zur Bewältigung der Krise die staatlichen und finanzwirtschaftlichen Schuldenberge enorm gewachsen und hätten astronomische Höhen erreicht. Staatsschulden, Zentralbankschulden, Schulden in Banken, in Schattenbanken wie Hedgefonds sowie Schulden, die in Bad Banks, Rettungsschirmen und Zahlungsbilanzen versteckt seien. Diesen Schulden wohne ein massives Zerstörungspotenzial inne. Vermischt mit den politischen Risiken, die rund um den Globus zunehmen, wäre ein neuerliches Schlackern im Finanzsektor höchst bedrohlich für den Wohlstand, den sozialen Frieden, die europäische Integration und der Friedenssicherung weltweit. Und Warnsignale dafür gibt es laut Schröter viele. So seien viele der systemrelevanten Banken – etwa JPMorgan, die Bank of America oder auch die deutsche Commerzbank – im Gefolge der Finanzkrise nicht kleiner, sondern größer geworden. Auch Haftungsrisiken seien massiv gestiegen. Und bestimmte Vermögensklassen – derzeit Immobilien, Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen – würden von den Finanzakteuren überbewertet. Dies berge Potenzial für eine nächste Blase. Zumal die Zentralbanken am Limit ihrer Möglichkeiten angekommen sind.

Der Autor lässt den Leser aber nicht mit diesen Schreckensszenarien zurück. Schröter taucht erst tief ein in die Ursachen, die zur aktuellen Situation geführt haben, und beschreibt dabei Währungssysteme oder Modelle wie den Carry Trade so, dass es auch Nichtwirtschafter verstehen. Danach beschäftigt sich der Exbanker mit möglichen Auswegen aus dem Schuldendebakel. Denn es gelte nun, diese Herausforderungen anzunehmen. Um einen Schulden- und Anspruchsverzicht werde man laut Schröter aber wohl nicht herumkommen. Je schneller das eingesehen werde, umso geringer sei das Risiko, "wie unsere Urgroßeltern von den Schulden politisch, sozial und wirtschaftlich erschlagen zu werden", so das Schlusswort. (Bettina Pfluger, 27.3.2016)