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Wayne Rooney hat unter Roy Hodgson (re) aktuell keine Stammplatzgarantie.

Foto: EPA/MORELL

London/Berlin – Große Turniere und Wayne Rooney – das passte bislang selten zusammen. Auch weniger als 80 Tage vor dem Start ist die Rolle des englischen Kapitäns bei der Europameisterschaft in Frankreich offen. Gegen Deutschland in Berlin am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) fehlt der größte Star der Three Lions verletzt – ob er es rechtzeitig bis zur EM zurück in die Startelf schafft, ist ungewiss. Englands Rekord-Torschütze droht die Ersatzbank.

"Ich habe nie gesagt, dass er eine Stammplatz-Garantie hat. Niemand hat die", betonte Englands-Coach Roy Hodgson vor dem Duell gegen den Weltmeister: "Hat er eine gute Chance mit all dem, was er für England geleistet hat, seinem Können und seiner Erfahrung? Natürlich hat er die. Aber das bedeutet nicht, dass er automatisch in der Startelf steht. Wenn ich denke, dass andere besser oder die richtigen Spieler für eine bestimmte Spielweise sind, wird er das akzeptieren."

Viele Offensiv-Optionen

Mitte Februar verletzte sich Rooney beim 1:2 in Sunderland am Knie – erst nach der Länderspielpause wird der 30-Jährige von Manchester United wieder auf dem Feld stehen. Seine EM-Nominierung hat Hodgson bereits angekündigt, doch die Konkurrenz ist groß. In Shootingstar Jamie Vardy von Tabellenführer Leicester City, Harry Kane (Tottenham Hotspur), Daniel Sturridge (FC Liverpool) und den Arsenal-Akteuren Theo Walcott und Danny Welbeck hat Hodgson gleich mehrere Offensiv-Optionen. Rooneys womöglich entscheidender Vorteil: Seine Erfahrung. Er hat mehr Länderspiele und Tore auf seinem Konto als alle fünf Konkurrenten zusammen.

"Wenn man sich Thomas Müller oder Arjen Robben ansieht – das sind Spieler, die Titel gewonnen haben, hunderte Male gespielt haben und jede Woche Tore schießen", sagte Hodgson: "Wir reden bei uns von Spielern, die sich in der Premier League jede Woche gut schlagen, aber international noch unerfahren sind – außer Rooney. Diese Gruppe von Spielern hat die Möglichkeit, weit zu kommen. Aber Wayne kann im Unterschied zu ihnen seine Erfahrung in die Waagschale werfen."

Ähnlich äußerte sich auch Jack Butland, der voraussichtlich gegen Deutschland im Tor stehen wird: "Wayne ist unser Glücksbringer, er ist der, zu dem jeder aufsieht. Es ist wichtig, wenn jemand wie er das Team anführt. Wenn er dabei ist, können die jungen Spieler befreit aufspielen."

Mittelprächtige Bilanz

Sollte Rooney aber dennoch den Sprung in die Stammelf verpassen, wäre es nicht nur womöglich das langsame Ende einer Ära in der englischen Nationalelf, sondern auch die Fortsetzung von Rooneys eher durchwachsenen Bilanz bei großen Turnieren. Bei der EM 2004 trumpfte er als Jungstar mit vier Toren bis zu seinem Mittelfußbruch im Viertelfinale groß auf – es sollte aber sein bislang bestes Turnier bleiben.

Vor der WM 2006 brach er sich erneut den Fuß, schaffte es zwar noch rechtzeitig in den Kader, wurde aber bei der Viertelfinalniederlage gegen Portugal vom Platz gestellt – ohne im Turnierverlauf getroffen zu haben. Vier Jahre später in Südafrika blieb er auch aufgrund einer Sprunggelenksverletzung ebenfalls hinter den Ansprüchen zurück, bei der EM 2012 verpasste er wegen einer Sperre die ersten beiden Spiele – England schied im Viertelfinale aus. 2014 gelang ihm bei der WM immerhin sein erstes Tor, das Vorrunden-Aus konnte er jedoch auch nicht verhindern. (sid, 23.3.2016)