Dieses Skelett von Synemporion keana wurde auf der Insel Maui ausgegraben.

Foto: American Museum Novitates

Honolulu – Etwa um die Mitte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung wurde die Inselkette von Hawaii vom Menschen besiedelt – und der brachte all das an Säugetieren mit, was er fast immer im Gefolge hat: Ratten, Hunde, Schweine, Katzen und andere. Bis dahin gehörten die geologisch betrachtet sehr jungen Inseln ganz den Vögeln.

Nur eine einzige einheimische, also nicht vom Menschen eingeschleppte Säugetierart kannte man bislang: die Eisgraue Fledermaus (Lasiurus cinereus). Sie hat Hawaii irgendwann, von Amerika kommend, aus eigener Kraft erreicht.

Die Neue

Nun berichten US-Forscher im Fachmagazin "American Museum Novitates", dass die hawaiianische Säugetierfauna einmal mindestens doppelt so "artenreich" gewesen sein muss. Sie analysierten in einer Lavaröhre gefundene Fossilien einer Fledermausart, die die Bezeichnung Synemporion keana erhielt. Diese soll sich von der Eisgrauen Fledermaus deutlich unterschieden haben.

Gefunden wurde das erste Fossil schon im Jahr 1981. Aber erst der mittlerweile verstorbene Säugetierexperte Alan Ziegler erkannte den Wert des Fundstücks, das sich in den Beständen des Bishop-Museums von Honolulu befand. Inzwischen wurden Fossilien der Spezies auf vier verschiedenen Inseln entdeckt.

Flatterhafte Unbekannte

Vorerst gibt Synemporion keana noch Rätsel auf, vor allem was seine geografische Herkunft sowie seine unmittelbare Verwandtschaft mit anderen Fledermäusen anbelangt. Kleiner als die etwa 13 Zentimeter lange Eisgraue Fledermaus, dürfte die ausgestorbene Spezies aber zur artenreichen Familie der Glattnasen gehört haben.

Die Fossilien zeigen, dass das Tier vor spätestens 320.000 Jahren auf Hawaii heimisch wurde und dort mindestes bis vor 1.100 Jahren vorkam; möglicherweise auch deutlich länger. Sein Aussterben könnte eine Folge der Besiedelung Hawaiis durch den Menschen und dessen tierisches Gefolge sein, vermuten die Forscher. (red, 3. 4. 2016)