Wien – Wie ist es um die Lage der heimischen Unternehmen bestellt? Dieser Frage geht die Arbeiterkammer im Unternehmensmonitor nach, der heuer zum sechsten Mal veröffentlicht wird. Im Summe zeigt sich, dass zumindest die österreichischen Großunternehmen eine solide finanzielle Basis und eine stabile Ertragslage haben. Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes konnten von 2005 bis 2014 gute Gewinnspannen erwirtschaftet werden.

Im Schnitt blieben den Unternehmen allein aus dem Kerngeschäft von 100 Euro Umsatz vier Euro als Gewinn über, die operative Gewinnspanne lag damit bei vier Prozent. Zum Vergleich: 2007 erreichte sie mit 5,2 Prozent einen absoluten Spitzenwert. Besonders ertragsstark waren zuletzt die Sachgüterindustrie und der Dienstleistungsbereich.

Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, hat die AK die Jahresabschlussdaten für 2014 von 1475 Mittel- und Großkapitalgesellschaften analysiert. Dazu zählt, wer mehr als 250 Mitarbeiter und einen Umsatz von mindestens 40 Millionen Euor hat. Ein Vergleich der vergangenen zehn Jahre zeigt zudem, dass diese Unternehmen auch gut durch die Krise gekommen sind.

Stabile Kapitalausstattung

Die Eigenkapitalquoten der großen heimischen Kapitalgesellschaften lag im Beobachtungszeitraum stets über 40 Prozent. "Das beweist eine gesunde, straffe Finanzierungstruktur und legt den Schluss nahe, dass die Unternehmen aus der Krise, den volatilen Märkten und den restriktiven Kreditvergaben der Banken gelernt haben", sagt Markus Oberrauter von der Arbeiterkammer.

Auch gemessen an der Zahlungsfähigkeit zeigen sich die Betriebe laut AK "als zufriedenstellend stabil". Allein 2014 konnte ein durchschnittlicher Liquiditätsgrad von 114 Prozent erzielt werden. Der Sachgüterbereich und die Bauwirtschaft – ein Jahr nach der Alpine-Pleite – ragen hier positiv hervor.

Weniger Geld ausgeschüttet

Etwas rauer sind die Zeiten allerdings für Eigentümer geworden. Sie dürfen sich zwar weiterhin noch über zweistellige Renditen freuen, in den vergangenen Jahren wurde aber nicht mehr so viel ausgeschüttet wie noch vor 2009. Dennoch flossen 2014 immer noch knapp ein Drittel der Löhne und Gehälter an die Gesellschafter bzw. Muttergesellschaften.

In der Industrie liegt die Tangente mit 42 Prozent nach wie vor deutlich höher. Hier gehöre laut AK aber angesetzt und weiter gedrosselt. "Gerade angesichts der fragilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es noch wichtiger, die Gewinne für den Fortbestand des Unternehmens und innovative Investitionen einzusetzen", sagt Oberrauter.

Maßnahmen zeigen Wirkung

Als positiv hebt die AK auch hervor, dass die Steuerleistung der Betriebe kontinuierlich steigt. Zwar schafften es die Unternehmen durch bestehende Steuerbegünstigungen (z.B. Gruppenbesteuerung), dass die Steuerleistung gering blieb, dennoch zeigten die gesetzten Maßnahmen endlich Wirkung. So hat sich der effektive Steuersatz 2014 weiter erhöht und liegt nun bei 20,8 Prozent. Eine sukzessive Anhebung der abgeführten Steuern auf den gesetzlich normierten Körperschaftssteuersatz von 25 Prozent wäre laut AK dennoch wünschenswert.

Auch betreffend des Beschäftigtenstands kommen die analysierten Unternehmen gut weg. In den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser moderat erhöht. Dennoch bedarf es offensiverer Schritte. "Angesichts der Lage am Arbeitsmarkt, der zunehmenden psychischen Belastung der Arbeitnehmer und der Überstundenstatistik fordern wir die Schaffung neuer Jobs durch eine Reduktion der Überstunden", sagt Oberrauter.

Zweistellige Renditen

Ob des stabilen Ertragsniveaus lohnt es sich zudem, Kapital in die österreichische Wirtschaft zu investieren. Denn die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals brachte den Gesellschaftern im gesamten Zeitraum – bis auf 2009 – zweistellige Renditen. 2014 wurde Eigentümern ihr eingesetztes Kapital mit 12,4 Prozent verzinst.

Damit übertrifft die Eigenkapitalrentabilität die durchschnittliche Rendite (1,0 Prozent) der inländischen Anleihen (Sekundärmarktrendite) um 11,4 Prozentpunkte. In Summe gebe es laut Oberrauter zwar auch bei Großunternehmen Handlungspotenzial. "Der Wirtschaftsstandort Österreich ist aber keineswegs abgesandelt." (Bettina Pfluger, 23.3.2016)