Der schicke Hosenanzug, die roten Schuhe, ein No-Go namens löchrige Jeans oder ein Polohemd zum Rappen: Vier prominente Zeitgenossen verraten uns ihren persönlichen Zugang zum Thema Mode

Aleksandar Dragovic "Der Justin-Bieber-Style ist nicht meins"

Als Fußballer ist man durch die Trainings gezwungen, sich oft zweimal pro Tag umzuziehen. Da ist es natürlich angenehm, wenn man etwas Legeres wie einen Trainingsanzug zwischendurch trägt. In der Regel versuche ich aber schon, mich so gut wie möglich zu kleiden. Vor allem, wenn ich in der Stadt unterwegs bin.

Was dieses "so gut wie möglich" heißt? Nun, das liegt im Auge des Betrachters. In meinen Augen bedeutet dieser Stil, etwas Sportlich-Elegantes zu tragen. Also der Justin-Bieber-Style ist sicher nicht meins.

Viele wollen mit ihrem Outfit einfach nur auffallen. Ich nicht. Ich mag Hemden und Jeans, ab und zu ein Sakko ist auch fein. Natürlich nur, wenn es nicht zu heiß ist. Bei den Hemden greife ich eher zu Einfärbigem. Wenn man Extravaganz an mir sucht, findet man die am ehesten im Falle der Schuhe. Eigentlich würde ich gern Hosen in vielen verschiedenen Farben tragen. Ich glaube aber, das steht mir nicht so wirklich. Darum lasse ich es lieber.

Socken in Sandalen

Auf dem Foto links bin ich mit meinen Lieblingsschuhen zu sehen. Sie sind von Christian Louboutin. Der rote Schal dazu ist doch gut gewählt, oder? Also bei Schuhen bin ich für alles offen. Außer für Socken in Sandalen. Das geht gar nicht. Über Cowboystiefel hab ich noch nicht nachgedacht. Aber warum nicht, wenn ich mal nach Las Vegas komme.

Ich schau schon auf Qualität. Nicht weil mir Marken besonders wichtig wären. Es geht eher darum, dass teure Dinge meist auch länger halten. Ob ich an unseren Fußball-Dressen etwas ändern würde? Gute Frage. Ich denke nicht, die sind eigentlich schon ziemlich gut. Die haben sich da schon was überlegt.

Aleksandar Dragovic spielt als Verteidiger in der österreichischen Fußballnationalmannschaft und ist seit 2013 beim Fußballverein Dynamo Kiew unter Vertrag.

Foto: Christian Benesch

Hilde Dalik "Ich darf mich sehr oft verkleiden"

Bezüglich Mode geht es mir in erster Linie darum, dass ich mich darin wohlfühle. Im Alltag trage ich am liebsten flache Sportschuhe und bin auch sonst eher sportlich-lässig unterwegs. Es kann durchaus passieren, dass man mich auf der Straße in der Jogginghose antrifft.

Wenn ich Zeit habe, gehe ich gern in Geschäfte, die coole und nachhaltig gefertigte Sachen haben, wie zum Beispiel der Samstag Shop in der Wiener Margaretenstraße. Oder in Secondhandgeschäfte. Was mich dort anspringt, hängt von der Tagesverfassung ab. Oft hat es mit meinen Rollen zu tun. Im Film Hotel Rock 'n' Roll spiele ich eine Kellnerin. Die 60er-Jahre-Jacke, die sie im Film trägt, habe ich auch aus einem Secondhandshop.

Überhaupt setze ich mich mit Kleidung hauptsächlich in beruflichen Belangen auseinander, ich darf mich ja sehr oft verkleiden. Ich überlege mir, wie sich ein gewisser Charakter wohl anziehen würde. Habe ich eine Idee, wird das mit dem Kostümbildner und dem Regisseur besprochen.

Auf dem Foto trage ich ebenfalls eine Secondhand-Jacke, die ich mir vor nicht allzu langer Zeit zugelegt habe. Ich glaube, das ist so eine Ski-Jet-Jacke aus den 60er- oder 70er-Jahren. Sie hat mich an den Skianzug meines Papas erinnert.

Modische Unterstützung

Wenn es um spezielle Abendevents wie zum Beispiel den Österreichischen Filmpreis geht, bin ich über modische Unterstützung froh. Es gibt Geschäfte, die mir für solche Veranstaltungen Kleider zur Verfügung stellen. Zuletzt trug ich ein Kleid des Designers Simon Barth, den ich gar nicht gekannt habe. Ich ziehe schon gern hin und wieder ein schönes Kleid an, freue mich aber auch, wenn ich gut gekleidete Frauen und Männer betrachten kann.

Hilde Dalik ist eine österreichische Schauspielerin und derzeit unter anderem in der zweiten Staffel der TV-Serie "Vorstadtweiber" zu sehen.

Foto: Christian Benesch

Crack Ignaz "Mir gefällt, wenn Kleider Makel haben"

Ich mag lieber ausgefallenere Sachen. Außerdem spiele ich sehr gerne mit Erwartungen, ziehe Dinge an, die man sich eben nicht von mir erwartet. Wenn sich die Leute daran gewöhnt haben, dass ich eher feiner gekleidet daherkomme, kann es passieren, dass ich plötzlich mit sehr bunten und schrillen Sachen auftauche. Das passiert aber eher selten.

Anders gesagt: Meine Pole reichen von Straßen-Hip-Hop-Stil bis hin zu etwas Ultra-Poshem. Das sind zwei schöne Gegensätze. Der Kanye-West-Style ist mir jedenfalls zu abstrakt. Damit kann ich nichts anfangen. Was ich unter etwas Ultra-Poshem verstehe? Nun, so etwas in der Art von dem Poloshirt, das ich auf dem Foto links trage.

Es geht darum, hin und wieder den Stil zu brechen. Das gilt nicht nur für meine Auftritte auf der Bühne, sondern auch für den Alltag. Auf der Bühne ist das Outfit natürlich besonders wichtig. Mit seiner Kleidung kann man viel unterstreichen. Will ich einen aggressiven Flavour eines Stückes herauskehren, trete ich eher in turbulenten Farben und Mustern auf, um für mehr Unruhe zu sorgen.

Man kann das durchaus mit einer Verkleidung vergleichen. Ich unterscheide in Sachen Bühnengarderobe außerdem zwischen einem Konzert oder einer Club-Show, zwischen Musik und Performance.

Olivgrüne Bomberjacke

Mein Gewand kaufe ich im Geschäft, aber auch online ein, weil ich den Trubel nicht so gern habe und manche Dinge bei uns einfach nicht erhältlich sind, zum Beispiel meine olivegrüne Bomberjacke von Epoque. Das war eine Zeitlang ein richtiges Lieblingsstück von mir. Sie ist ziemlich nice und auch in diversen meiner Videos zu sehen. Innen ist sie mit Fuchsfell gefüttert, aber keine Angst, es war Vintage-Fuchs. Für meine Jacke musste kein Tier abgemurkst werden.

Ich sehe Klamotten gerne verfallen, mag es, wenn man ihnen das Leben ansieht. Kaufe ich ein Paar neue Schuhe und die kassieren bereits am ersten Tag eine Schramme, finde ich das sehr in Ordnung. Mehr noch, mir gefällt es, wenn Sachen Makel haben.

Crack Ignaz stammt aus Salzburg und gilt hierzulande als einer der vielversprechendsten Rap-Nachwuchskünstler. Seine aktuelle Platte trägt den Titel "Geld Leben".

Foto: Christian Benesch

Karola Kraus "Es gibt keine No-Gos in Sachen Mode"

Zu meinen Markenzeichen gehört, dass ich bei jeder Ausstellungseröffnung im Museum neue Schuhe trage. Mode ist mir sehr wichtig, allein schon als Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag. Auf dem Foto bin ich in einem Hosenanzug von Louis Vuitton zu sehen.

Ich flaniere gerne über die Modemeilen der Stadt, das können kleine Boutiquen im siebenten Bezirk sein, aber auch die großen Modetempel im Zentrum der Stadt. Ich informiere mich regelmäßig über die neuesten Trends, auch wenn sie nicht immer einfach auszumachen sind. Die Mode wiederholt sich stetig, und doch unterscheiden sich die neuen Kollektionen von den Vintagekleidern in vielen Details.

Seit ich in Wien lebe und arbeite, also seit 2010, hat sich meine Garderobe um eine wesentliche Komponente erweitert. Mittlerweile verfüge ich über diverse Abendroben, die in Deutschland kein Thema waren. In Wien bin ich jedes Jahr zum Opernball und zu diversen Galaabenden geladen, bei denen man lange Kleider benötigt. Mein Schrank ist mittlerweile recht ansehnlich gefüllt, auch wenn ich regelmäßig ausmiste.

Schlamper-Look nicht nachvollziehbar

Wenn ich etwas länger als zwei oder drei Jahre nicht getragen habe, schenke ich es meinen Freundinnen oder Nichten, die dankbare Abnehmerinnen sind. Es macht mir Spaß, ihnen eine Freude zu bereiten. Von meinen allerersten Prada-Schuhen, die ich mir gekauft habe, obwohl ich sie mir eigentlich nicht leisten konnte, und von meinem Hochzeitsoutfit kann ich mich jedoch nicht trennen.

Ich finde, es gibt keine No-Gos in Sachen Mode. Für jeden Typ kann das richtige Outfit gefunden werden. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann – vielleicht bin ich diesbezüglich ein bisschen konservativ –, ist dieser bewusst aufgesetzte Schlamper-Look. Im Moment zum Beispiel sind zerrissene Jeans wieder en vogue. Ich würde für so etwas nie Geld ausgeben. Die Risse kommen doch von selbst. Und noch etwas: Als ich 18 war und ältere Frauen in Miniröcken sah, habe ich mir geschworen, mich immer dem Alter entsprechend zu kleiden.

Karola Kraus ist Kunsthistorikerin und Kuratorin und seit 2010 Direktorin des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig (Mumok) im Wiener Museumsquartier.

(Michael Hausenblas, Rondo Exklusiv, 23.3.2016)

Foto: Christian Benesch