Bild nicht mehr verfügbar.

Für Andreas Wohlmuth, Generalsekretär des Pensionistenverbands, ist die bisherige Kreditvergabepolitik "altersdiskriminierend".

Foto: dpa / Oliver Berg

Wien – Ob für Sanierungsarbeiten, barrierefreie Wohnungsumbauten oder größere Anschaffungen – bis dato war es für Personen über 65 Jahren schwierig, einen Kredit zu bekommen. Mehrere Banken bieten nun Kredite gezielt für ältere Menschen an, wenn auch gegen hohe Besicherungen.

Laut BKS-Chefin Herta Stockbauer sind die Kreditanfragen von Personen ab 65 in den letzten Jahren stark angestiegen. Mit einem neuen Angebot der BKS speziell für Pensionisten würden nun "reifere Kunden" direkt angesprochen. Die BKS Bank ist derzeit eine von wenigen Banken, die dies anbieten. Bisher war die Kreditvergabe an Personen über 65 laut Stockbauer "nur in Einzelfällen" möglich. Der seit kurzem erhältliche "Silberkredit" wird einmalig ausbezahlt und ist nicht an einen Verwendungszweck gebunden. Die Laufzeit ist individuell verhandelbar. Eine gute Bonität ist Voraussetzung, ebenso wie Immobilienbesitz. Genauer: eine grundbücherliche Sicherstellung im ersten Rang.

Zuverlässige Kunden

Auch die Kärntner Sparkasse hat seit einiger Zeit Kredite für Pensionisten im Sortiment, Voraussetzung ist laut ORF Kärnten ebenfalls eine Immobilienbesicherung. Sollte ein Kredit nicht bis zum Lebensende des Kreditnehmers zurückgezahlt werden, verringert sich der Wert der zu vererbenden Immobilie um die ausstehende Summe. Für den Fall, dass es keinen Erben gibt, greift der Staat ein und verwertet die Immobilie.

Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich, erklärt: "Ältere Menschen sind für Banken eine besonders geschätzte Kundengruppe." Sie seien verlässliche Kunden, nicht zuletzt aufgrund der meist langjährigen Geschäftsbeziehung.

Altersgrenze hinaufgesetzt

Den Grund für das magere Angebot an Pensionistenkrediten verortet Rudorfer in der Reglementierung: Aufgrund von Basel III hätten die Banken "rigide Vorgaben" zu erfüllen, diese hätten die Kreditvergabe an Pensionisten erschwert. Er lobte die gute Gesprächsbasis mit dem Österreichischen Seniorenrat, zu dem auch der Pensionistenverband gehört, sowie erste Maßnahmen: Die Altersgrenze für Kredite sei "von vielen Instituten hinaufgesetzt" worden. Letztlich könne man den Banken ihr Angebot jedoch nicht vorschreiben.

Pensionistenverbands-Generalsekretär Andreas Wohlmuth sagte, der Pensionistenverband sei häufig mit dem Fall konfrontiert, dass Pensionisten bei der Kreditvergabe diskriminiert werden. Dies sei zudem womöglich nur "die Spitze des Eisberges", schämten sich doch viele Leute, davon zu berichten.

Doppelt und dreifach abgesichert

Laut Wohlmuth werden Kredite von Pensionisten hauptsächlich für barrierefreie Umbauten und Renovierungsarbeiten verwendet, seltener für Reisen oder andere Konsumzwecke. Kreditbesicherungen seien zwar selbstverständlich, bei Pensionisten würden bisweilen jedoch "doppelte und dreifache" Besicherungen gefordert. Häufig würden Kreditnehmer zudem zu Restschuldversicherungen überredet. Dies sei angesichts der grundbücherlichen Besicherung, des "regelmäßigen Einkommens" und der meist "überschaubaren Kreditbeträge" nicht nachvollziehbar. Er begrüßt es jedoch, dass österreichische Banken "ihre alterdiskriminierende Geschäftspolitik" nun überdenken. (Elena Pramesberger, 22.3.2016)