Techsmartt hat sich sein eigenes 3D-iPhone-SE gedruckt.

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Neue Smartphones verkündet Apple eigentlich stets im Herbst. In diesem Jahr soll zum Frühlingsbeginn diese Routine ein wenig durchbrochen werden. Experten erwarten allerdings keine ganz neue Gerätegeneration, sondern nur eine kleinere iPhone-Variante.

Erbitterter Streit mit der US-Regierung

Seit Wochen sorgt Apple vor allem für Schlagzeilen mit dem erbitterten Streit mit der US-Regierung um Verschlüsselung und das Entsperren von iPhones – jetzt können Tim Cook und Co mal wieder mit neuen Produkten für Aufmerksamkeit sorgen. Für diesen Montag hat Apple zu einer Präsentation in seinem Hauptquartier in Cupertino eingeladen.

Der Rahmen fällt damit deutlich kleiner aus als bei den großen Neuheiten-Präsentationen im Moscone Center in San Francisco. Laut Medienberichten wird es zwar auch ein neues iPhone geben – aber es soll um einen Nachfolger für das ältere Modell iPhone 5s gehen, der die Technik der neueren Modelle nun auch in die kleinere Version mit 4-Zoll-Display bringt. Außerdem wird eine Aktualisierung des iPad-Tablets im Originalformat erwartet, nachdem im vergangenen Herbst stattdessen das größere iPad Pro vorgestellt worden ist.

Zeitpunkt des Events ist interessant gewählt

Der Zeitpunkt des Events ist interessant gewählt: Am Tag darauf gibt es in dem Verfahren um das Entsperren des iPhones eines toten Attentäters in Kalifornien eine wichtige Anhörung. Apple wurde von einer Richterin angewiesen, dem FBI dabei zu helfen, ein iPhone 5c zu knacken. Die Bundespolizei verlangt, der Konzern solle eine Software schreiben, die es den Ermittlern erlaubt, beliebig viele Passwörter durchzuprobieren, ohne dass sich der Inhalt des Telefons automatisch löscht. Apple sträubt sich gegen dieses "Regierungs-Betriebssystem" und argumentiert, eine solche Lücke auch nur für ein Telefon zu entwickeln, würde die Sicherheit für alle senken. Außerdem fürchtet der Konzern, dass ein Präzedenzfall ähnlichen Anfragen Tür und Tor öffnen würde.

Die neuen Produkte geben dem Konzern die Chance, die Öffentlichkeit vor der Dienstagsanhörung daran zu erinnern, dass Apple mehr als nur Debatten um Verschlüsselung und nationale Sicherheit produziert.

Technik des neuesten iPhone 6s

Nach Informationen des Blogs "9to5Mac", das seit Jahren eine beeindruckende Trefferquote bei Informationen zu anstehenden Apple-Neuheiten hat, wird das neue Telefon iPhone SE heißen und äußerlich genauso aussehen wie die Modelle iPhone 5 und 5s. In Inneren solle aber weitgehend die Technik des neuesten iPhone 6s stecken: der schnellere A9-Prozessor, eine 12-Megapixel-Kamera, ein NFC-Chip unter anderem für Bezahldienste wie Apple Pay. Fehlen wird demnach aber die Funktion "3D Touch", bei der ein kräftigerer Druck auf das Display wie eine Art rechter Mausklick auf dem PC funktioniert. Das SE solle zum gleichen Preis den Platz des iPhone 5s einnehmen, das Apple in Deutschland aktuell ab gut 500 Euro verkauft.

Das Gerät bedeutet eine gewisse Strategiewende für Apple: Es ist das erste "Einsteigermodell", das einen Großteil der Technik der aktuellen iPhone-Generation enthält. Bisher neigte Apple eher dazu, ein Modell der vorherigen Generation zu günstigeren Preisen im Markt zu lassen. Eine halbe Ausnahme war das nach einem Jahr wieder eingestellte iPhone 5c – auch das hatte zwar ein neues Plastikgehäuse, enthielt aber die Technik eines Vorjahresmodells.

Die Kunden kamen zu Apple, als sie sich ein iPhone leisten konnten

Das SE kommt zum Ende eines Quartals, in dem Analysten mit dem ersten Rückgang der iPhone-Verkäufe seit dem Start 2007 rechnen. Das mag der Fixierung des Konzerns auf teure Modelle geschuldet sein, während der Umstieg auf Smartphones verstärkt die Entwicklungsländer erreicht, wo zumindest zunächst günstige Geräte gefragt sind. Aber die Strategie, sich aus dem Billigmarkt herauszuhalten, sorgt für einen Milliardengewinn nach dem anderen. Und zum Beispiel in China behielt Konzernchef Tim Cook mit seinem langen Atem recht: Die Kunden kamen zu Apple, als sie sich ein iPhone leisten konnten.

Mit dem Tabletmarkt hat Apple deutlich weniger Freude. Die iPad-Verkäufe schwächeln schon seit rund zwei Jahren – und das zieht auch den gesamten Markt nach unten. Auch das vor allem auf professionelle Nutzer ausgerichtete iPad Pro konnte in seinen ersten Monaten Ende vergangenen Jahres den Absatz nicht groß stimulieren. Jetzt bringt Apple laut Medienberichten die Technik des neuen Modells in die Standardgröße mit 9,7-Zoll-Display, in der zuletzt im Herbst 2014 das iPad Air 2 auf den Markt gebracht wurde.

100 Dollar teurer

Das kleinere iPad Pro solle 100 Dollar teurer verkauft werden, dafür aber gleich bei 32 Gigabyte Speicher anfangen statt der bisherigen 16 GB, berichtete "9to5Mac". Apple geizt nach wie vor mit dem Speichervolumen bei den Einstiegsversionen – was viele Käufer wiederum dazu verleitet, dann doch für mehr Speicher tiefer in die Tasche zu greifen. Die 9,7-Zoll-Version soll den Informationen zufolge wie das große iPad Pro den neuen Apple-Stift unterstützen sowie vier Lautsprecher in den Ecken und den Anschluss für eine Andock-Tastatur haben.

Als Bonus werden von dem Event einige neue Armbänder für die Apple Watch erwartet – aber bisher keine neue Version der vor einem Jahr auf den Markt gebrachten Computeruhr. Allerdings hatte es zuletzt auch einige auffällige Rabattaktionen für die Uhr gegeben, was bei einigen Beobachtern die Hoffnung nährte, Tim Cook will vielleicht doch noch eine große Überraschung aus dem Hut zaubern. (APA, 21.3.2016)