Beherrscht ihr diplomatisches Handwerk in heikler Mission: Josefina Vidal ...

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... und Roberta Jacobson.

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Zwei Männer haben einst die Eiszeit zwischen Kuba und den USA heraufbeschworen, zwei Frauen waren nun für das Auftauen der Beziehungen verantwortlich. Josefina Vidal, Chefin der Nordamerika-Sektion im kubanischen Außenministerium, und Roberta Jacobson, Staatssekretärin für die westliche Hemisphäre im State Department, legten dabei ein ordentliches Tempo vor: Bereits ein halbes Jahr nachdem US-Präsident Barack Obama im Dezember 2014 die "Normalisierung" der bilateralen Beziehungen verkündet hatte, wurden Botschaften eröffnet. Nun wagt der US-Präsident eine Reise ins einstige Feindesland.

Dort wird ihn Vidal sicher mit besonderer Genugtuung begrüßen. Die 1961 geborene Diplomatin hat in Russland studiert und ist Mitglied im Kommunistischen Zentralkomitee Kubas, doch seit den 1990er-Jahren spezialisierte sie sich auf die USA. Von 1999 bis 2003 war sie Sekretärin der kubanischen Interessenvertretung in Washington und gehörte zu den Delegationen, die damals über Migration und den Postverkehr verhandelten. Der Aufenthalt endete abrupt, als die USA 14 kubanische Diplomaten wegen angeblicher Spionagetätigkeit auswiesen – darunter Vidals Ehemann, der damalige Konsul.

Auch Vidal geriet unter Verdacht, Geheimdienstlerin zu sein, bewiesen wurde das jedoch nicht. Sie gilt als diskret, kompetent und genießt das Vertrauen der Castro-Brüder. Für ihre Rolle bei der historischen Aussöhnung krönte die US-Zeitschrift "Foreign Policy" die Perlenliebhaberin 2015 zu einer der "Frauen des Jahres".

"Labor der Demokratie"

Ihre Verhandlungspartnerin ist ein Jahr älter und wollte eigentlich Balletttänzerin oder Schauspielerin werden. Doch nach der Matura entschied sich Jacobson für ein Studium der Internationalen Beziehungen an der angesehenen Fletcher School und begann eine Karriere, die sie an die Botschaft nach Lima und schließlich an die Spitze der Amerika-Abteilung brachte, wo sie 10.000 Diplomaten in 30 Ländern unter sich hat.

Lateinamerika, "ein Labor der Demokratie", faszinierte sie stets. Die Denkweise der "Latinos" kennt sie ebenso gut wie Vidal die der US-Amerikaner. Jacobsons Professionalität, ihre Geduld und ihre warme, humorvolle Umgangsart halfen der zweifachen Mutter des Öfteren in heiklen Situationen mit lateinamerikanischen Gesprächspartnern – etwa bei den Verhandlungen mit Mexiko über die Nordamerikanische Freihandelszone Nafta.

Mit den Kubanern hatte sie erstmals bei Verhandlungen über den wegen Spionage in Kuba inhaftierten US-Unternehmer Alan Gross zu tun. Seine Freilassung war ihr größter Erfolg – und Startschuss für die nächste Herausforderung: Sie erfolgte an dem Tag, an dem die Normalisierung der Beziehungen verkündet wurde. (wss, 21.3.2016)