Bild nicht mehr verfügbar.

Der deutsche Notenbank-Chef Jens Weidmann kann mit der Politik der EZB derzeit nicht sehr viel anfangen.

Foto: reuters / song

Frankfurt – Der Präsident der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, hat die jüngsten geldpolitischen Schritte der EZB für mehr Wachstum und Inflation im Euro-Raum kritisiert. "Das beschlossene Paket ist sehr weitgehend und hat mich in der Summe nicht überzeugt", sagte Weidmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag.

Die Wirkung der ultralockeren Geldpolitik werde schwächer, je länger diese andauere, fügte er hinzu und warnte vor zunehmenden "Risiken und Nebenwirkungen". So könnten Blasen an den Finanzmärkten entstehen, Lebensversicherer gerieten zudem in schwieriges Fahrwasser. "Und die Gefahr steigt, dass die Anreize für solides Haushalten untergraben werden und die Notenbank von der Politik vereinnahmt wird", warnte Weidmann.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) senkte kürzlich den Schlüsselsatz zur Geldversorgung der Banken erstmals auf 0,0 Prozent. Zudem weiteten die Euro-Wächter den monatlichen Umfang ihrer umstrittenen Anleihenkäufe aus und verschärften den Strafzins für Banken, wenn diese bei der Notenbank über Nacht Geld parken. Weidmann war auf der EZB-Ratssitzung nicht stimmberechtigt. Er erwartet nicht, dass Sparer wegen der Strafzinsen auf ihre Einlagen Zinsen zahlen müssen. "Dagegen sprechen der starke Wettbewerb zwischen den Banken und die Möglichkeit, als Ausweichreaktion Geld in bar zu horten."

Geld verschenkt

Eine Absage erteilte Weidmann Vorschlägen für ein "Helikoptergeld" – das sind Geldgeschenke zur Stimulierung der Konjunktur, die von Ökonomen als letztes Mittel der Geldpolitik diskutiert werden. "Ob und wie Geld an die Bürger verschenkt wird, ist eine hochpolitische Entscheidung, die Regierungen und Parlamente fällen müssten. Die Notenbanken haben dazu kein Mandat", mahnte er. Bei der EZB-Ratssitzung wurde das Thema nach Angaben von Zentralbank-Chef Mario Draghi nicht besprochen.

Aus Sicht Weidmanns spielen bei den aktuell niedrigen Inflationsraten die gesunkenen Energiepreise eine wichtige Rolle. "Wir erwarten weiterhin ein Anziehen der Konjunktur und der Preise", sagte Weidmann. Es drohe keine Deflation – also keine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und Investitionen. Die EZB strebt mittelfristig knapp zwei Prozent Inflation an. Im Februar waren die Preise im Währungsraum um 0,2 Prozent gesunken. (APA, 20.3.2016)