Das Büroobjekt "#Cloud.Paris" wurde bei den heurigen Mipim-Awards zum "Best Office & Business Development" gekürt. Insgesamt gab es elf Kategorien, alle Sieger unter derStandard.at/Immobilien.

Foto: Reed Midem / Clement Guillaume

Das gigantische Modell von Istanbul sorgte einmal mehr für Aufsehen.

Foto: Zoidl

Die Stimmung war auch heuer wieder hervorragend auf der Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes, die vielen als Welt-Leitmesse der Branche gilt. Für manche schon fast zu gut: Die nächste Krise kommt bestimmt, sind sich Experten sicher – nur wann sie kommt und wodurch sie ausgelöst wird, ist unklar. Derzeit deutet aber nichts auf den "Crash" der seit Jahren anhaltenden Immobilienparty hin: Bei 700 Milliarden Dollar lag das globale Transaktionsvolumen in Gewerbeimmobilien 2015 laut Zahlen von JLL, bis 2020 könnte es auf eine Billion Dollar pro Jahr wachsen.

Asiaten auf der Suche

Dabei spielt auch die anhaltende Niedrig- bzw. Nullzinspolitik eine Rolle, die Anlegergelder in Immobilien strömen lässt. Zunehmend auch aus Asien. Unter den rund 23.500 Teilnehmern waren aber nur 241 aus Asien, wie die Veranstalter auf Anfrage bekanntgaben. Sie vertraten immerhin 112 Unternehmen. Wie begehrt sie aber überhaupt sind, ist fraglich: Entwickler – auch österreichische – erzählen, dass man für Geschäfte mit asiatischen Investoren mitunter jahrelange Geduld braucht und rasche Abschlüsse ihrerseits eher nicht zu erwarten sind.

Zwar finden die wirklich spannenden Meetings auf der Mipim hinter verschlossenen Türen statt. Dass sich Investoren zunehmend für alternative Assetklassen interessieren, wurde aber auch auf den Podien deutlich: Dort wurde etwa über Gesundheitsimmobilien oder studentisches Wohnen diskutiert. Den Gesundheitsimmobilien spielt der demografische Wandel in die Hände. Studentisches Wohnen wird angesichts steigender Zahlen von internationalen Studierenden für Investoren attraktiv. Die wichtigsten Märkte: die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Australien.

Noch ein Argument dafür: Leistbares Wohnen wird in vielen Städten zunehmend rar (siehe auch Artikel rechts) – und wird nicht nur von Studenten dringend benötigt. Dafür wird von Immo-Profis der Trend zu Online-Lehrgängen, der den Umzug ins Heim künftig obsolet machen könnte, natürlich kritisch beäugt. Was Gesundheitsimmobilien und studentisches Wohnen verbindet: Der Erfolg hängt stark vom Betreiber ab – für Investoren macht es das aber kompliziert.

Inselprojekte in Dubai

Um der Vorstellungskraft von Investoren auf die Sprünge zu helfen – und auch bei anderen Messebesuchern Aufmerksamkeit zu erregen -, gibt es auf der Mipim alljährlich bombastische Modelle von Stadtteilentwicklungen oder sogar ganzen Städten zu sehen, heuer etwa wieder ein Modell von Istanbul, das den halben Pavillon der türkischen Metropole in Beschlag nahm. Auch Dubai zeigte neue Luxus-Developments auf künstlichen Inseln im Modell.

Und immer wieder versuchen hier auch einigermaßen abenteuerlich anmutende Projektentwickler ihr Glück. Die New Santa Cruz City etwa, die ein bolivianischer Entwickler mit koreanischem Know-how direkt neben dem "alten" Santa Cruz in Bolivien bauen will, sollen dereinst 400.000 Menschen bewohnen. Developer Lafuente suchte auf der Mipim nach Investoren. Selbiges trieb auch Pierre Edde von der "Eko Atlantic City", einer geplanten Retortenstadt auf einer Halbinsel in Nigeria, nach Cannes. Bis 2022 sollen hier 250.000 Menschen wohnen, im Dezember werden die ersten Gebäude bezogen.

Expansion der Reed-Messen

Und der Messeveranstalter der Mipim, Reed Midem, macht sich ebenfalls auf zu neuen Ufern. Im Mai gibt es erstmals einen italienischen Ableger der Retail-Immobilienmesse Mapic, und zwar in Mailand. Auch Schanghai bekommt einen Monat später erstmals eine Retail-Immo-Messe, die zwar nicht Mapic heißen wird (sondern RREM), aber eine Mapic sein wird.

Und immer weiter streckt man offenbar auch die Fühler nach Amerika aus, wo Reed Midem bereits ein Büro betreibt. Man will die Präsenz der Amerikaner auf der Mipim nämlich erhöhen, erklärt Reed-Manager Filippo Rean. Eine "Mipim US" ist zumindest vorerst nicht angedacht. (Martin Putschögl und Franziska Zoidl aus Cannes, 18.3.2016)