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Eine "Trollarmee" im Netz geht gegen Russland-Kritiker vor

Foto: Reuters/Sanakadi

In einem ausführlichen Beitrag hat die finnische Journalistin Jessikka Aro ihr "persönliches Jahr mit prorussischen Trollen" geschildert. Aro hatte 2014 begonnen, eine mehrteilige Serie über Desinformationskampagnen aus Russland zu schreiben. Die anerkannte Journalistin nutzte zur Finanzierung ihrer Recherchen ein Crowdsourcing-Verfahren und gab daher schon vorab ihre Themenwahl bekannt. Dadurch wurde sie zur Zielscheibe für kremltreue Kampfposter. Eine internationale Kampagne begann, orchestriert von einem finnischen Aktivisten namens Johan Bäckman.

Suchergebnisse: Trolle dominieren

Aro sollte einerseits eingeschüchtert, andererseits als unglaubwürdig dargestellt werden. E-Mails zu Aros Persönlichkeit gingen an finnische Regierungsmitglieder, Medienmanager und die gesamte Redaktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Yle, bei dem sie tätig ist. Bald schafften es die Propagandisten, bei Suchergebnissen nach Aros Namen ganz oben zu landen. Außerdem wurden in sozialen Netzwerken zahlreiche Beschimpfungen, Gerüchte und Memes verbreitet.

Verleumdung

Trotz mehrfacher Anzeigen beim finnischen Presserat wurde Yle für keine von Aros Geschichten sanktioniert. Es kam danach sogar zu einem Protest vor dem Büro des Rundfunksenders. Das schockierendste sei laut Aro allerdings ein SMS von einer Person gewesen, die sich als Aros verstorbener Vater ausgegeben hatte. Er sei nicht gestorben, sondern beobachte sie, schrieb er. "Ich wünsche der Person, die so etwas tut, einen schönen Lebensabend", schreibt Aro. Sie will nun Ansprechpartnerin für andere Journalisten werden, die in ihrer Arbeit von prorussischen Kampfpostern behindert werden. (fsc, 1.4.2016)