Erste Daten zur Vergabe von Hausaufgaben bestätigen, dass unter Zeitdruck verkündete Hausaufgaben bei den Lernenden oft nicht ankommen.

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Hausaufgaben werden nicht nur in letzter Minute gemacht, sondern oft auch auf den letzten Drücker verkündet. Das Problem daran ist, dass den Lernenden so die Zeit für Rückfragen genommen wird, oft hören sie nur noch mit einem Ohr zu. Eine empirische Untersuchung der Universität Tübingen hat sich nun des Themas angenommen. In 62 baden-württembergischen Gymnasien wurden 185 Situationen der Vergabe von Hausaufgaben ausgewertet. Beobachtet wurden hauptsächlich die Fächer Deutsch und Mathematik sowie Fremdsprachen.

Schlechtes Timing der Lehrkräfte

Die Studie bestätigt, was in der Literatur zum Thema seit langem diskutiert wird: Hausaufgaben, die unter Zeitdruck verlautbart werden, kommen meist nicht bei den Schülerinnen und Schülern an – sie werden weniger gut verstanden, teilweise schlichtweg vergessen. Vorwiegend sind es die Eltern, die dann nachtelefonieren und bei Mitschülerinnen und Mitschülern nachfragen.

Die Auswertung zeigte auch, dass umso weniger Rückfragen auftauchen, je später die Lehrenden die Aufgaben verkünden. Zu spät werden demnach die Hausaufgaben sowohl bei Einzel- wie auch bei Doppelstunden gestellt.

Pausenzeit nicht beschneiden

Die Studienautorin Britta Kohler findet das nicht optimal. Für bedenklich hält sie auch, dass bei einem Viertel der Vergaben die Pausen beschnitten werden. "Eine Verlängerung des Unterrichts in die Pause beraubt diese ihrer Funktionen, führt zu Hetze und erschwert Ruhe und Entspannung", erklärt die Erziehungswissenschafterin.

Dabei räumt Kohler aber ein, dass die Qualität des Unterrichts nicht zwingend mit dem Zeitpunkt der Vergabe von Hausübungen in Verbindung stehe. "Bei klaren Regeln und Routinen in der Klasse und bei schriftlich formulierten Aufgabenstellungen kann eine Hausaufgabenvergabe auch in kurzer Zeit erfolgreich verlaufen", lautet ihre Empfehlung. (red, 18.3.2016)