Hier eine Unterkunft für Neuankömmlinge: Fertigteilhäuser, die im Salzburger Tamsweg gebaut worden sind.

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Wien – Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren und der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich muss es schon als erfreulich gelten, wenn die Prognosen der Ökonomen für die Zukunft nicht nach unten revidiert werden. Eben aus dieser Perspektive heraus hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo am Donnerstagvormittag eine gute Nachricht parat: Die letzte Prognose des Instituts aus dem Dezember für die Jahre 2016 und 2017 hält vorerst einmal.

Die Wifo-Ökonomen erwarten für heuer ein Wachstum von 1,6 Prozent. Das ist um gerade einmal 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember. Im vergangenen Jahr lag das Wachstum bei mageren 0,9 Prozent und damit das vierte Jahr in Folge unter der Ein-Prozent-Marke. Beim IHS ist die Einschätzung sehr ähnlich, hier geht man von einem Plus von 1,5 Prozent im kommenden Jahr aus.

Dabei hatte es in den vergangenen Wochen deutlich schlechter ausgesehen. Viele Zeichen deuteten nämlich darauf hin, dass der milde Aufschwung gleich wieder im Keim erstickt wird. Nachdem sich der Wifo-Frühindikator, der die Stimmung von Konsumenten und Unternehmen einfängt, im vergangenen Jahr kontinuierlich verbesserte, ging es seit Jahresbeginn wieder abwärts. Im Februar hat sich dieser Abschwung nun deutlich beschleunigt.

Eine Art Abtausch

Woran liegt es also, dass die Aussichten trotzdem ganz passabel bleiben? Laut Wifo findet eine Art Abtausch statt: Die Investitionen der Unternehmen entwickeln sich zwar weiter nur schleppend. Und weil sich die weltweiten Konjunkturaussichten etwas eingetrübt haben, tragen auch die Exporte der österreichischen Unternehmen weniger als gedacht zum Wachstum bei. Doch diese Entwicklung wird durch den Konsum kompensiert. "Insbesondere die Erhöhung der Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Flüchtlingen sowie für die bedarfsorientierte Mindestsicherung werden zu einer deutlichen Steigerung des privaten und öffentlichen Konsums führen", heißt es in der Wifo-Prognose.

Das Prinzip dahinter ist simpel: Wenn der Staat mehr Geld ausgibt, etwa um Lebensmittel für Flüchtlinge bereitzustellen, profitieren davon die Lieferanten durch einen höheren Absatz. Findet ein Sozialarbeiter einen Job als Betreuer, hat er mehr Geld, um sich einen neuen Fernseher oder Kühlschrank anzuschaffen. Neben den staatlichen Mehrausgaben sind es vor allem zusätzliche Aufwendungen der verschiedenen Hilfsorganisationen, die den Konsum stützen.

Haushalte bremsen

Die Haushalte standen dagegen weiter auf der Bremse. Wegen der Steuerentlastung erwartet das Wifo aber auch hier eine Belebung im Laufe des Jahres.

2017 sollte sich die Entwicklung wieder umkehren: Auch da erwarten die Wifo-Leute ein Wachstum von 1,6 Prozent, wobei die Dynamik stärker vom Export und Investitionen getragen wird, weil die Konsumimpulse (es kommen weniger Flüchtlinge, Steuerreform wirkt nur einmal) nachlassen.

Wifo-Chef Karl Aiginger spricht von einer insgesamt "breiten, aber holprigen" Erholung. Gestützt wird die Entwicklung durch den tiefen Euro, das billige Öl und die tiefen Zinsen, so der Ökonom. Laut Aiginger wird Österreich zudem davon profitieren, dass die für Unternehmen so wichtige Region in Osteuropa wieder stärker wächst. Daher sollten die Exporte dorthin anziehen.

Die schlechten Nachrichten werden weiter vom Jobmarkt kommen: Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, und zwar von 9,1 Prozent im Durchschnitt des vergangenen Jahres auf 9,8 Prozent 2017. (Andras Szigètvari, 17.3.2016)