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Wien – Die Zeiten ändern sich. Am Mittwoch hat der Vorstand der börsennotierten Raiffeisen Bank International (RBI) die Bilanz 2015 präsentiert – und einer der zentralen Punkte waren die Erfolge des Instituts beim Kleinerwerden. Von 2014 auf 2015 ist die Bilanzsumme der in Zentral- und Osteuropa tätigen Bank um sechs Prozent (auf 114 Milliarden Euro) geschrumpft, seit 2010 um ein Viertel. Gleichzeitig hat sich die Finanzierungsbasis verändert, denn 2014 sind die Spareinlagen um 2,7 Milliarden Euro gestiegen, sodass nun 61 Prozent der Finanzierung über Kundeneinlagen erfolgen, vom Kapitalmarkt wurden nur noch rund 2,2 Mrd. geholt.

Das Institut, das 2014 einen Konzernverlust von 617 Mio. Euro eingefahren hat, steckt mitten in einer Restrukturierung. 2015 ist sie nach einem "sehr arbeitsreichen Jahr" (Sevelda) mit 379 Mio. Euro wieder in der Gewinnzone gelandet, auch für heuer erwartet man ein positives Ergebnis. Die Restrukturierungskosten sind mit 550 Mio. Euro angesetzt, im Vorjahr wurden 88 davon ausgegeben, der Rest soll heuer und 2017 folgen, rechnete Finanzvorstand Martin Grüll vor.

Schwierige Verkäufe

Ganz im Plan ist die RBI bei ihrem Schrumpfkurs aber nicht, denn die Polbank ist noch immer nicht versilbert. Wie oft berichtet hat die polnische Aufsicht strenge Auflagen erteilt, etwa jene, dass ein Teil der Bank an die Börse gebracht werden soll. Das ist unter den gegebenen Umständen (Bankenabgabe, Zwangskonvertierung) schwierig. Sevelda beteuerte aber, dass die RBI die angepeilte harte Kernkapitalquote bis Ende 2017 (zwölf Prozent) auch ohne Polbank-Verkauf erreichen werde (Ende 2015: 11,5 Prozent).

Nicht angebracht hat die RBI auch ihre tschechische Direktbank Zuno. Die russische Alfa Group ist Anfang März vom Kaufvertrag zurückgetreten; Details wurden nicht bekanntgegeben. Dem Vernehmen nach hatten die Russen gleichzeitig auch eine Transaktion in den Niederlanden geplant; die nationalen Aufsichtsbehörden sollen sich aber bezüglich des Erwerbers und der komplexen Struktur skeptisch gezeigt haben. (Bestätigt wird das nicht.)

Vorschlagsrecht für nationale Aufseher

Die nationalen Aufseher – in Österreich ist das die FMA – haben bei Übernahmen eine Art Vorschlagsrecht, das letzte Wort hat nach Prüfung aller Unterlagen die Aufsichtsbehörde EZB. Die Alfa Group zog dann ihr Angebot zurück. Ein Vorgehen, das bei erwarteten negativen Entscheidungen der Aufseher durchaus üblich ist.

Die RBI führt nun Gespräche mit einem anderen Interessenten, zudem überlegt sie die Aufteilung der Assets auf Töchter in Tschechien und der Slowakei. Dort brummte das Geschäft im Vorjahr ebenso wie in Russland und Belarus. Wobei auch in Russland Schrumpfen angesagt war: Die risikogewichteten Aktiva (RWA; nach ihnen bemisst sich auch das Kapitalerfordernis) gingen um 700 Mio. Euro zurück, die Bilanzsumme um 1,8 Mrd. Euro. 60.000 Kunden kamen laut Sevelda dazu.

Auch in Ungarn, wo 2014 ein Verlust von 400 Mio. Euro angefallen war, kehrte Raiffeisen in die schwarzen Zahlen zurück. In Kroatien dagegen wurde ein Verlust (elf Mio. Euro) eingefahren. Allein die Zwangskonvertierung von Frankenkrediten hat dort laut RBI 86 Mio. Euro gekostet. (Renate Graber, 16.3.2016)