Wien – Matan Levkowich sagt, er sei mit Hollywoods Actionfilmen groß geworden, und diese hätten ihn überzeugt, zur Armee zu gehen. Das ist die Schlüsselstelle des Tanzstücks Function Man, das der Tänzer-Choreograf zusammen mit seiner Kollegin Claire Lefèvre erarbeitet hat und seit Freitag beim Imagetanz-Festival im Brut Theater zeigt.
Da wird ein Fass aufgemacht, das der zeitgenössische Tanz lange verschlossen gehalten hat. Natürlich ist die hier bevorzugte Arbeit an Modellen für eine bessere Welt wichtig. Aber leider schlägt die Welt gerade die konträre Richtung ein, und darauf beginnt der Tanz nun zu reagieren. Das hat vor kurzem auch die Gruppe Superamas im Tanzquartier Wien mit War and Terror gezeigt. Function Man ist ein anderer Versuch: als autobiografische Arbeit über Levkowichs Vergangenheit in der israelischen Armee und seinen Entschluss, diese zu verlassen.
Auf das besondere Dilemma des Soldatendaseins unter der konservativen Koalitionsregierung von "Bibi" Netanjahu, die Israel seit Jahren schadet, lässt sich das junge Choreografenpaar nicht ein. Stattdessen zeigt es den Wandel eines jungen Mannes vom Befehlsempfänger zum selbstständigen Kunstschaffenden, der am Machomännerbild kratzt und einen Antikriegstanz aufführt. Leider ist das alles etwas zu anekdotisch aufbereitet und geht nicht wirklich unter die Haut.
Kein Vergleich allerdings zu dem, was Silke Grabinger mit For A ... – Faces of a postindustrial diva hinlegt. Eigentlich wollte die Oberösterreicherin in diesem Solo die Verflachung von Weiblichkeitsbildern in einer vom machistischen Blick bestimmten Popkultur darstellen.
Dabei ließ sie sich ausgerechnet von dem Spektakelprinzen Dave St-Pierre anleiten, unter dessen Kommando sie bei der Akrobatikshow Love (2006) des Cirque du Soleil tanzte. Trauriges Ergebnis: Die Verkehrung des Genderklischees misslingt, das Stück säuft bereits zu Beginn in selbstverliebtem Kitsch ab. Im Showbiz wäre Grabinger sicherlich besser aufgehoben. (Helmut Ploebst, 14.3.2016)