Die Admira hat Rapid einfach an die Wand gespielt.

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Wien – Es gibt Niederlagen, die sind einfach nur ärgerlich (fünf Stangenschüsse, 83 Prozent Ballbesitz, Tor aus Abseitsposition, Pech). Und dann gibt es welche, die machen fassungslos. Rapid entscheidet sich immer häufiger für die zweite Möglichkeit. Auf die 0:6- und 0:4-Watschen gegen Valencia folgte am Samstagabend in der Meisterschaft ein 0:4 gegen die Admira. Das Ergebnis war eine Untertreibung. In der 83. Minute wurde das gegnerische Tor gleich zweimal bedroht, zum ersten und zum letzten Mal. Matej Jelic war es, das ist freilich eine zu vernachlässigende Unwichtigkeit. Trainer Zoran Barisic, bleich wie ein Kleinkind nach dreitägigem Brechdurchfall, sprach von einem "rabenschwarzen Tag".

An einer differenzierteren Analyse wird er in den nächsten Tagen feilen müssen. Es scheint, dass der 45-Jährige keinen Plan B oder C hat. Dass die linke Seite (Stefan Stangl, Florian Kainz) fehlte, reicht nicht.

Valencias Universum, Admiras Universum

Für die Admira war das, was im Happel-Stadion passiert ist, laut Trainer Ernst Baumeister "legendär. Vor allem die ersten 25 Minuten waren Fußball wie von einem anderen Stern." Er bezog es selbstverständlich aufs "kleine Admira-Universum". Dieses habe mit jenem von Valencia nichts zu tun. "Es gibt mehrere Universen." Rapids Sportdirektor Andreas Müller entschuldigte sich bei den Fans, war entsetzt über "die Arroganz, die Hochnäsigkeit. Wir waren in keiner Sekunde in der Lage, Paroli zu bieten." Dieser Auftritt sei ein herber Rückschlag. "Ob es ein anhaltender Rückfall ist, wird man erst sehen."

Die Willenlosigkeit, das kollektive Versagen, das fußballerische Unvermögen irritierten sogar die Admiraner. "Wir wussten rasch, da kann nichts passieren", sagte Christoph Knasmüller, der den ersten Doppelpack seiner Karriere erzielt hatte. Lukas Grozurek, der Ex-Rapidler, der den Elfer zum 3:0 verwandelte, ist der Klasseunterschied auch nicht entgangen. "Rapid hat sich aufgegeben, so etwas habe ich noch nie erlebt. Unsere Raumaufteilung war perfekt. Diese Vorstellung kann für uns eine Orientierungshilfe gewesen sein. Wir wissen nun, wozu wir in der Lage sind. Nur müssten wir solche Leistungen öfter abrufen."

Baumeister und sein Assistent Oliver Lederer hatten der Mannschaft nach dem 0:2 gegen den WAC eine kräftige Kopfwäsche verabreicht. "Sie hat gewirkt. Wobei Kopfwäschen Blödsinn sind. Jeder Profi sollte wissen, dass er laufen und kämpfen muss." Die Admira hat in neun Duellen mit den Hütteldorfern nur einmal verloren. Baumeister: "Unerklärlich, aber mir ist es recht."

Ein Denkverbot

Rapids Universum ist also implodiert. Müller hat den Spielern verboten, das Wort "Meistertitel" in den Mund zu nehmen. Schon der Gedanke daran sei strafbar. Er selbst werde sich fest daran halten. "Ich mache mich ja nicht lächerlich." Barisic wird die Köpfe waschen müssen, möglicherweise beginnt er bei sich selbst. "Allerdings nicht öffentlich."

In der Not neigt der Trainer zu Übertreibungen. Er ignorierte, dass Red Bull Salzburgs 1:1 in Wolfsberg trotz Überzahl auch kein Jahrhundertereignis war. Der Rückstand auf den Titelverteidiger beträgt einen Punkt. Was Barisic wurscht ist: "Wir haben uns vom Titelrennen verabschiedet."

Kapitän Steffen Hofmann hätte für seinen 400. Einsatz in der Liga geehrt werden sollen. Die Zeremonie wurde ersatzlos gestrichen. (Christian Hackl, 13.3.2016)