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Wien – Nach dem historischen Schritt der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen auf null zu stellen und für Einlagen der Banken bei der Zentralbank die Strafzinsen auf 0,4 Prozent zu erhöhen, kommen die Banken beim Zinsgeschäft nochmals stark unter Druck – liegt doch jeder zweite Euro Spargeld in Österreich auf täglich fälligen Büchern. Strafzinsen für Private gelten als das große Tabu.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) vertraut auf Zusicherungen der Banken, die sie am Donnerstag in einem APA-Rundruf nochmals bekräftigt hatten. "Die Banken haben versprochen, nicht unter null zu gehen", sagte OeNB-Chefstatistiker Johannes Turner bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Künftige Entwicklung abwarten

Was die jüngsten EZB-Zinsschritte für die künftige Zins- und schließlich auch die Gebührenpolitik der Banken bringen, bleibe abzuwarten. Fest stehe: Niemand könne Mindestzinsen vorschreiben, und die Nationalbank könne und wolle nicht in die Geschäftspolitik der Banken eingreifen, so Turner. Auch die Kreditseite werde zeigen, wie es bei den Konditionen weitergeht. Die Kreditzinsen sind ebenfalls auf historischen Tiefständen: Der Zinssatz neu vergebener Kredite an private Haushalte lag im Dezember 2015 bei 2,33 Prozent, bei den Unternehmenskrediten bei 1,77 Prozent.

Wie es von Banken gegenüber der APA hieß, stellen sie sich darauf ein, dass die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Konsumentenschützern noch um einiges schärfer werden, die bei den Krediten die Weitergabe der Minuszinsen an die Kreditkunden verlangen. Einlagenseitig gibt es für Privatkunden schon länger Höchstgerichtsentscheide, die Minuszinsen auf ihre Spareinlagen verboten haben.

Viel täglich fälliges Geld

Trotz der schon Jahre anhaltenden Niedrigzinsen haben die Österreicher ihren Bestand an jederzeit verfügbaren Spareinlagen immer wieder aufgefüllt – freilich zulasten länger gebundener Einlagen. Private Haushalte hatten Ende 2015 rund 225,5 Milliarden Euro auf der hohen Kante (plus 2,9 Prozent gegenüber 2014). Der Zufluss war ausschließlich dem täglich fälligen Geld zu verdanken. Da gab es einen Zuwachs um fast 15 Prozent, obwohl die Realzinsen seit vielen Jahren negativ sind. Allerdings sind die nominellen Zinsunterschiede zu gebundenen Sparbüchern bei etlichen Banken nicht mehr allzu groß. Denn sogar auf zweijährige Sparbücher gab es im vergangenen Jahr – erstmals seit Beginn der neueren Aufzeichnungen – im Schnitt weniger als ein Prozent.

Die anhaltenden Spargeld-Umschichtungen auf tägliche Behebbarkeit hatten zur Folge, dass mittlerweile schon jeder zweite Euro, den Private auf die Seite gelegt haben, täglich fällig gehalten wird. Zum Vergleich: Vor der Finanzkrise 2008 war es nur jeder vierte Euro. (APA, 11.3.2016)