München – Der deutsche Elektrokonzern Siemens reagiert mit Einschnitten auf die Probleme in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Weltweit seien rund 2.500 Arbeitsplätze betroffen, davon gut 2.000 in Deutschland und hier schwerpunktmäßig in Bayern, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Etwa jeweils die Hälfte der Jobs solle gestrichen beziehungsweise verlagert werden.

Zunehmender Wettbewerb in den Branchen Öl und Gas sowie Metall und Bergbau mache eine Neuordnung der Kapazitäten notwendig, erklärte Siemens. Konkret sind am Standort Ruhstorf nahe Passau rund 700 Arbeitsplätze betroffen, in Bad Neustadt/Saale rund 350, in Nürnberg rund 750 und in Erlangen gut 150 Stellen. In Berlin soll es um etwa 20 bis 30 Jobs gehen.

Kritik der Gewerkschaft

Die IG Metall wies die Pläne umgehend zurück und kündigte entschiedenen Widerstand an. Von der von Siemens-Chef Joe Kaeser versprochenen Ruhe im Unternehmen sei nichts zu spüren, kritisierte Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler. Erneut reagiere Siemens "reflexartig und ideenlos" mit Stellenstreichungen auf Marktveränderungen.

Die Sparte Prozessindustrie und Antriebe baut unter anderem große Elektroantriebe für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Seit einiger Zeit lässt die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie nach, denn die Kunden halten sich angesichts des Ölpreisverfalls mit Bestellungen zurück. Wegen der Probleme wurde im vergangenen Jahr auch der Chef der Sparte ausgetauscht, mittlerweile wird sie von Jürgen Brandes geführt. In Deutschland beschäftigt Siemens in dem Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von rund neun Milliarden Euro etwa 16.000 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 46.000.

Siemens-Chef Kaeser hat seit seinem Amtsantritt bereits mehrfach den Rotstift angesetzt. Wegen des Konzernumbaus und der Schwierigkeiten in der Stromerzeugungssparte und in anderen Geschäftsfeldern strich er insgesamt rund 13.000 Jobs.

Neue Jobs angekündigt

Zugleich will Siemens aber auch einstellen: Der Wandel zum digitalen Industrieunternehmen werde vorangetrieben, erklärte das Unternehmen. Angesichts der Ausweitung der Investitionen unter anderem in Forschung und Entwicklung rechne man in den kommenden Jahren mit mindestens 25.000 Neueinstellungen jährlich, davon rund 3.000 in Deutschland. (APA, 9.3.2016)