Abtreibungsgegner vor einer Klinik von "Planned Parenthood"

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Wenn Frauen kaum legale Möglichkeiten haben, eine Abtreibung zu erhalten, steigt die Anzahl der Google-Suchanfragen nach Methoden, um selbst einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen. Das zeigt eine Analyse der New York Times, die Google-Daten einzelner US-Bundesstaaten miteinander verglichen hat. Vergangenes Jahr soll es insgesamt über 700.000 Suchanfragen gegeben haben, die sich mit selbst durchgeführten Abtreibungen beschäftigt haben. Dem stehen 3,4 Millionen Suchen nach legalen Abtreibungskliniken gegenüber.

Gesetzesverschärfungen führen zu Anfragenhoch

In einigen US-Bundesstaaten herrscht eine sehr abtreibungsfeindliche Politik vor. Besonders im Südosten der USA, dem Bible Belt mit seinen vielen evangelikalen Christen, gibt es keine Abtreibungskliniken. Das Guttmacher Institut, ein unabhängiger Thinktank, hat die einzelnen Staaten nach ihrer Position zu legalen Abtreibungen untersucht. Diese Einstufungen wurden von der New York Times herangezogen.

Die Google-Suchanfragen zeigen auch, dass die Finanzkrise 2008 Einfluss auf selbst durchgeführte Abtreibungen gehabt haben könnte. Einschneidender war aber das Jahr 2011, als die Anfragen um 40 Prozent stiegen. Zu diesem Zeitpunkt sollen laut Guttmacher Institut zahlreiche Gesetzesverschärfungen in Kraft getreten sein. Als Kontrollgruppe wurde Kanada gewählt, wo es keine Verschärfungen gab – und keinen Anstieg an Google-Suchen zu dem Thema.

Google-Daten schließen Lücken

Die Untersuchung zeigt abseits der inhaltlichen Komponente auch, wie Google-Daten für soziologisch-politische Analysen herangezogen werden können. Abtreibungen sind einer jener Bereiche, in denen Menschen ungern Auskunft geben – selbst, wenn sie anonym befragt werden. Zu hoch ist das Tabu. So sollen 34 Prozent aller US-Amerikaner, die an einer Abtreibung beteiligt waren (als Vater oder Mutter), keiner anderen Person davon erzählt haben. (red, 9.3.2016)