Tourengeher geben modisch den Schritt vor. Mit ihrer Bekleidung lassen sich nach wie vor gute Geschäfte machen.

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Wien – Zwei Jahre währte die Durststrecke des Sportartikelhandels. Seit 2015 lassen sich die Österreicher ihre Freizeitausrüstung wieder mehr kosten. Trotz schwacher Skisaison und trotz Debakels des Diskonters Sports Direct nach seinem Einstieg bei Sports Experts und Eybl. Der Umsatz der Branche zog im Vorjahr um mehr als zwei Prozent an, belegen Daten der Statistik Austria. Ketten wie Hervis erzielten hierzulande ein Plus von 9,5 Prozent, flächenbereinigt von fast acht Prozent. Intersport baute seine Erlöse um elf Prozent aus. Sport 2000 legte ebenso zu. Noch stärker wachsen Onlineanbieter.

Bergzeit etwa. Der junge Händler bedient Österreich von Bayern aus. Rund 15 Prozent der Umsätze von mehr als 30 Millionen Euro werden hier verbucht. Noch mehr, seit die Turbulenzen von Sports Direct den Markt beutelten. "Viele gute Flächen gingen verloren, das Angebot hat sich verschlechtert", sagt Bergzeit-Chef Maximilian Hofbauer dem STANDARD. Natürlich habe sein Betrieb wie viele andere davon profitiert. "Wir sind zuletzt im Schnitt jährlich um etwa 30 Prozent gewachsen, in Österreich im Vorjahr sogar überdurchschnittlich stark."

Nachfrage bleibt hoch

Bergzeit zählt 136 Mitarbeiter und schreibt seit Jahren Gewinne. Viel Umsatz sei vom stationären Handel zu reinen Onlineanbietern abgewandert, resümiert Hofbauer. Diese hätten Absatz, den die Industrie in traditionellen Märkten eingebüßt habe, gut aufgefangen. Denn die Nachfrage an Sportausrüstung sei unverändert hoch.

Konzerne wie Hervis vertrauen neben einer rasanten Filialexpansion auf die Vernetzung des stationären Geschäfts mit dem Onlinehandel. Beides kombinieren zu können sei ein klarer Vorteil, sagt Hervis-Chef Alfred Eichblatt.

Hofbauer ist anderer Meinung: In der Praxis beherrsche kaum ein großes Unternehmen die Kunst, zweigleisig zu fahren, glaubt er. Der Vorteil eigener Standorte lasse sich im Onlinehandel letztlich nur sehr selten ausspielen.

In Österreich fließen bis zu 13 Prozent des Sportartikelgeschäfts über Onlinekanäle. Outdoor-Ware wird bereits zu einem Viertel im Web gekauft; exakte Daten fehlen jedoch nach wie vor. Intersport besetzt gut ein Viertel des gesamten Marktes, Hervis mittlerweile fast ein Fünftel. Sport 2000 und Gigasport decken gemeinsam ein Drittel des Bedarfs ab. Die große Herausforderung für sie: Viele Kunden vergleichen im Shop via Handy Preise und fordern von Verkäufern die jeweils niedrigsten ein.

Teure Billigstrategie ohne Beratung

Wie es mit Sports Direct weitergeht, ist offen. Die Briten hätten ihr Konzept auf große Einzugsgebiete ausgelegt, die aber in Österreich abgesehen von Wien fehlten, resümiert Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger. Die Billigstrategie ohne Beratung werde den Diskonter auch künftig viel kosten.

Dass sich mit dem Start seiner Hochpreisschiene Lillywhites das Ruder noch herumreißen lässt, bezweifelt er. Denn die Einführung neuer Marken verschlinge in erster Linie viel Kapital. Geld, das Sports Direct allerdings durchaus hat: International legen Umsatz, Gewinn und Eigenkapital des Konzerns seit Jahren stark zu.

Von der Orientierungslosigkeit der Gruppe in Österreich haben Billigketten und reine Onlineanbieter ebenso profitiert wie kleine Fachhändler, sagt Kellermayr – Letztere aus seiner Sicht überproportional. "Viele haben ihre Filialisierung weiter vorangetrieben." (Verena Kainrath, 8.3.2016)