Die Frauenministerin will die Quote einmal mehr aufs Tapet bringen.

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Wien – Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat sich am Dienstag anlässlich des Frauentags erneut für verbindliche Frauenquoten in der Privatwirtschaft ebenso wie in der Politik ausgesprochen. Sie werde dies einmal mehr "wie eine Gebetsmühle" aufs Tapet bringen, sagte sie vor der Regierungssitzung

Ein Blick auf den Frauenanteil in Aufsichtsräten staatsnaher Betriebe zeige, dass Quoten wirken, so Heinisch-Hosek. 38 Prozent beträgt dort die Bundes-Frauenquote – gegenüber 17 Prozent in der Privatwirtschaft. Deswegen sei es an der Zeit, einen neuen Anlauf für eine ähnliche Regelung in der Privatwirtschaft zu versuchen.

Was die Politik betrifft, habe sie ja bereits mit den Frauensprecherinnen aller im Parlament vertretenen Parteien Gespräche geführt. Allerdings ist hier wohl mit keinem baldigen Ergebnis zu rechnen, weil sich einige Parteien sperrten.

Heinisch-Hosek und Bundeskanzler Werner Faymann stellten außerdem den nächsten Schritt der Informationskampagne "Der Gewalt keine Chance" vor. "Für Gewalt gegen Frauen gibt es in unserer Gesellschaft null Toleranz. Mit unserem dichten Netz an Gewaltschutzzentren und Beratungsstellen für Frauen sind wir gut aufgestellt. Trotzdem ist noch viel zu tun", erklärte Faymann in einer Aussendung. Die österreichweite Kampagne soll Frauen sensibilisieren und über die verschiedenen Hilfsangebote informieren.

FPÖ für "echte Wahlfreiheit"

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte sich ebenso wie die SPÖ Frauen und die Arbeiterkammer erfreut über den höheren Frauenanteil in Aufsichtsräten staatsnaher Unternehmen. "Die Selbstverpflichtung des Bundes soll als Vorbild für andere Sektoren dazu beitragen, kontinuierlich das Bewusstsein für die Vorteile einer stärkeren Einbindung von Frauen weiter zu erhöhen", erklärte der Vizekanzler. Die Arbeiterkammer sah sich durch die Daten in ihrer Forderung nach einer Geschlechterquote von 40 Prozent bei der Besetzung von Aufsichtsratsmandaten bestärkt.

Für "echte Wahlfreiheit" sprach sich FPÖ-Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller aus und wünschte sich bessere Rahmenbedingungen für Mütter: "Wir brauchen verstärkte Absicherung im Sozial- und Pensionssystem. Schließlich sind es Mütter, die beide sichern."

Peter Traschkowitsch, Vorsitzender der SoHo (Sozialdemokratische Lesben, Schwulen, Transgender und Intersexuellen Organisation), erklärte, der Kampf für Gleichberechtigung sei erfolgreich gewesen, über noch bestehende Ungleichheiten dürfe man aber nicht hinwegsehen. Der Kampf gegen jede Form der Diskriminierung dürfe nicht nur am Frauentag geführt werden, so Traschkowitsch.

"Neue Chancen" durch Integrationskurse

Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist ein zentrales Thema in den neuen Werte- und Orientierungskursen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), betonte dieser in einer Aussendung. In den Kursen werden Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten die zentralen Regeln des Zusammenlebens in Österreich vermittelt.

"Die Erfahrungen aus unseren Kursen für Flüchtlinge zeigen, dass Frauen aus Ländern wie Afghanistan ganz neue Chancen für ein freies Leben in Österreich erhalten. Es gilt diese Frauen in ihrer Entfaltung zu unterstützen und sie Teil einer modernen und liberalen Gesellschaft werden zu lassen", erklärte ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf. Auch Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) hob die Bedeutung der Integrationsbemühungen hervor. Sein Ressort investiert 2016 österreichweit rund 900.000 Euro in Projekte speziell für Frauen, wie etwa "Mütterschulen gegen Extremismus".

Die Volksanwaltschaft wies anlässlich des Frauentags darauf hin, dass bei ihr deutlich weniger Beschwerden von Frauen als von Männern einlangen. "Wir bemühen uns besonders, Frauen zu ermutigen, Beschwerden einzureichen und auf Missstände aufmerksam zu machen", erklärte Gertrude Brinek. Die Hemmschwelle, sich zu beschweren, sei bei Frauen einfach höher, so die Volksanwältin.

Unternehmen mit weiblichen Führungskräften seien auch wirtschaftlich erfolgreicher, dies hielt Infrastrukturminister Gerald Klug (SPÖ) fest. Sein Ministerium fördere zahlreiche Projekte und Initiativen, um den Frauenanteil in der Forschung zu erhöhen. Auch im Ressort selbst betrage der Frauenanteil inzwischen 49,2 Prozent. (APA, 8.3.2016)