Immer mehr Frauen und Kinder flüchten nach Europa.

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Wien – Immer mehr Frauen und Kinder fliehen nach Europa. Im Jahr 2015 hat das UNHCR rund 1,5 Millionen illegale Grenzübertritte in die EU verzeichnet. Die meisten flohen über das Mittelmeer. 42 Prozent der Flüchtlinge waren damals noch Frauen und Kinder. Durch die Verschärfungen einiger europäischer Staaten im Asylrecht – darunter Österreich – die es schwieriger machen, Familien auf legalen Weg nachzuholen, ist der Anteil der Frauen und Kinder in den ersten Monaten des neuen Jahres jedoch stark gestiegen: Seit Jänner 2016 sind nur noch 44 Prozent der Ankommenden Männer. Wegen der steigenden Zahlen errichtet das UNHCR auf der Westbalkanroute in den nächsten drei Monaten 20 Anlaufstellen für Frauen und Kinder.

Mary Honeyball, Berichterstatterin für das EU-Parlament, hat vergangene Woche auf einer Konferenz auf die schwierigen Umstände, denen Frauen und Mädchen auf ihrer Flucht ausgesetzt sind, hingewiesen: "Viele waren in ihrer Heimat sexueller Gewalt ausgesetzt." Auf ihrer Flucht würden sie oft erneut zu Opfern. Denn für die Finanzierung der Reise würden sie, wenn ihnen das Geld fehlen würde, mit Prostitution bezahlen und von Schleppern und Mitreisenden missbraucht. "Wir brauchen einen sicheren Korridor, um Frauen zu schützen."

Frauen sollen Frauen befragen

Über sexuelle Gewalt würden nur wenige sprechen, die Angst vor männlichen Befragern wäre zu groß. "Die Frauen kommen meist aus patriarchalen Familien, die sie unterdrückt haben. Dazu kommt, dass viele von der Flucht traumatisiert sind", sagt Honeyball und, dass viele Frauen nicht wüssten, dass sie alleine ohne Männer Asyl beantragen können.

Um weibliche Flüchtlinge zu unterstützen, will der Ausschuss für Frauenrechte nun Standards im Umgang mit weiblichen Asylwerbern in den Mitgliedsstaaten. Sie sollen etwa das Recht haben, von Frauen befragt zu werden, die speziell auf sexuelle Gewalt und Trauma geschult sind. Zudem sollen Migrantinnen psychotherapeutische Unterstützung bekommen. Während des Prozesses soll es Kinderbetreuung geben. (Oona Kroisleitner, 8.3.2016)