Los Angeles – Der Mordprozess gegen den Ex-Footballstar O.J. Simpson war eines der spektakulärsten Strafverfahren der 90er-Jahre – nun untersucht die Polizei von Los Angeles ein kürzlich aufgetauchtes Messer, das möglicherweise mit dem Fall in Verbindung steht. Polizeisprecher Andrew Neiman sagte bei einer Pressekonferenz am Freitag, das Messer sei angeblich auf dem früheren Grundstück Simpsons gefunden worden.

Der Ex-Footballstar wurde 1995 in einem Indizienprozess von dem Vorwurf freigespochen, seine Ex-Frau Nicole Brown-Simpson und deren Freund Ron Goldman umgebracht zu haben. In einem Zivilverfahren wurde er später jedoch für deren Tod verantwortlich gemacht und zur Zahlung von 33,5 Millionen Dollar Schadenersatz an die Hinterbliebenen der Opfer verurteilt.

Raubüberfall 2008

Derzeit verbüßt Simpson eine Haftstrafe von bis zu 33 Jahren, zu der er Ende 2008 wegen eines Raubüberfalls in Las Vegas verurteilt worden war. Simpson soll im September 2007 mit bewaffneten Komplizen zwei Andenkenhändler überfallen haben, um sich persönliche Erinnerungsstücke aus seiner Zeit als Footballspieler zurückzuholen.

Der Doppelmord an Brown-Simpson und Goldman ist bis heute nicht aufgeklärt. Nach Angaben der Polizei von Los Angeles (LAPD) soll ein Bauarbeiter das Messer vor einigen Jahren auf dem früheren Grundstück von Simpson gefunden und an einen Polizeibeamten übergeben haben, der das mögliche Beweisstück aber für sich behalten habe.

Geschichte könnte offenbar auch erfunden sein

Im vergangenen Monat habe das LAPD von der Existenz des Messers erfahren, sagte Neiman. Die Stichwaffe werde nun ebenso untersucht wie der angebliche Fund auf dem Simpson-Anwesen. Die genauen Umstände seien noch nicht klar, fügte der Polizeisprecher hinzu und schloss nicht aus, dass die ganze Geschichte erfunden sei. Der TV-Sender NBC berichtete unter Berufung auf eine anonyme Quelle innerhalb der Strafverfolgungsbehörde, dass das Messer nichts mit dem Mordfall zu tun habe.

Ein neuer Mordprozess droht Simpson nicht, weil Verdächtige nach US-Recht nach einem Freispruch nicht erneut für dasselbe Verbrechen angeklagt werden können. Millionen Fernsehzuschauer hatten am 17. Juni 1994 die Festnahme des früheren Footballstars nach einer Verfolgungsjagd live im Fernsehen miterlebt. Der monatelange Prozess stieß auf riesiges Interesse, der Freispruch war äußerst umstritten. (APA, 4.3.2016)