Wir würdigen den großen deutschen Kinderbuchautor, Illustrator und Schriftsteller mit einer Ansichtssache seiner schönsten Werke

Janoschs Kinderbücher sind so legendär wie zeitlos sympathisch – die Geschichten vom kleinen Tiger und vom kleinen Bären etwa finden sich bis heute in den Bücherregalen unzähliger Kinder auf der ganzen Welt. Seine Tigerente ist Kult. Janosch ist nicht nur ein Kinderbuchautor, der Kinder erfreut. Er erfreut auch die Eltern. Die von ihm geschaffenen Welten sind Sehnsuchtsorte, die zu betrachten bei einer ganzen Generation Erinnerungen aktiviert.

Janosch wurde im Jahr 1931 als Horst Eckert in Oberschlesien in eine katholische Arbeiterfamilie mit Hang zu Alkoholismus (Vater) und Gewalt (Mutter) geboren. Die harte Schule seiner Kindheit lässt Janosch durch einen dunklen Ton in einigen seiner späteren Bücher erahnen, die frühen Kinderbücher zelebrieren eine gemütlich-bunte Idylle, wo Freundschaft den Leistungszwang sticht.

Niemals Kitsch

Schon möglich, dass bei manchem Vorleser und mancher Vorleserin ein wenig Nostalgie aufkommt, wenn er oder sie dem eigenen Nachwuchs heute "Oh, wie schön ist Panama" oder "Post für den Tiger" zu Gehör bringt. Dabei ist Janosch immer ein Kitschverächter gewesen. Lieber sind ihm Figuren, Tiere und Wunderwesen mit menschlichen Schrullen und Unzulänglichkeiten, die im Kern allesamt Sympathieträger sind – manchmal chaotisch, anarchistisch fast, gerne verschmitzt und immerzu herzensgut.

In einer Zeichnung für das "Zeit"-Magazin stellte sich Janosch einmal selbst die Frage, was eigentlich passiert wäre, wenn der Bär und der Tiger schon Smartphones gehabt hätten. Seine Antwort: "Sie hätten Panama einfach gegoogelt und wären im Übrigen am Tisch sitzen geblieben."


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"Oh, wie schön ist Panama" – Janoschs berühmter Klassiker erschien fast auf den Tag genau vor 38 Jahren, am 15. März 1978. Zeitlos sympathisch die Conclusio des Buches: "Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten."

Wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet, in unzählige Sprachen übersetzt, verfilmt und millionenfach neu aufgelegt.

Foto: Beltz und Gelberg

1980 erschienen und kaum weniger populär: das Buch "Post für den Tiger", in dem der Bär und der Tiger die Post und das Telefon erfinden und so quasi in die Geschichte der Telekommunikation eingehen.

Foto: Beltz und Gelberg

"Ich mach Dich gesund, sagte der Bär" erschien 1985. Den Tiger plagen darin mysteriöse Beschwerden, der Bär kümmert sich aufopfernd und sorgt dafür, dass sein Freund ins Krankenhaus kommt.

Dort stellt Doktor Brausefrosch fest, dass beim Tiger ein Streifen verrutscht ist. Zum Glück kann der Tiger am nächsten Tag wieder nach Hause.

Foto: Beltz und Gelberg

In "Riesenparty für den Tiger" erfahren wir, was es für ein rauschendes Geburtstagsfest braucht. Zuallererst natürlich: gute Freunde.

Da heißt es:

Einmal sagte der kleine Tiger zum kleinen Bären: "Jetzt habe ich einmal Geburtstag, und wir feiern eine Party."
"Oh, eine Party!", rief der kleine Bär, "da bin ich aber hochbegeistert."

Foto: Beltz und Gelberg

In diesem 1992 erschienenen Buch wünscht sich der Tiger ein Fahrrad – zunächst gegen erbitterten Widerstand des kleinen Bären. Der sagt: "Kommt nicht in die Tüte, Radfahren ist viel zu gefährlich. Du bist doch ein Tausendsassa. Du würdest durch die Straßen rasen wie eine wilde Spaghettinudel, und dann – rrrr – kommt ein Auto von hinten, du schaust dich nicht um, und schon bist du tot. Abgelehnt, mein lieber Tiger, abgelehnt. Kein Fahrrad und basta, aus."

Am Ende hat der Tiger natürlich doch ein Fahrrad und die kleinen Leserinnen und Leser sogar (fast) gelernt, wie man es unfallfrei benutzt.

Foto: Beltz und Gelberg

Weniger bekannt als der kleine Bär und der kleine Tiger, aber nicht weniger liebreizend ist Janoschs Figur Schnuddelbuddel – er trägt einen großen Hut mit einer gelben Kanarienvogelfeder, und sein Freund ist das Schnuddelpferdchen. Die beiden bauen ein Haus, das Kinder träumen lässt. "Schnuddelbuddel baut ein Haus" hat Janosch 1980 erstveröffentlicht.

Foto: dtv junior

Bereits im Jahr 1964 erschienen ist "Das Auto hier heißt Ferdinand". Das liebevoll gezeichnete Bilderbuch ist launig gereimt und war lange Zeit vergriffen.

Foto: Beltz und Gelberg

Kasper Mütze ist frech, einfallsreich und zeigt wenig Respekt vor Autoritäten wie dem Riesen Wirrwarr. Dieses Vorlesebuch versammelt einige seiner lustigsten Geschichten.

Foto: Little Tiger Books

"Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts": So beginnt dieses 2009 erschienene Buch, das Christine Nöstlinger geschrieben und das Janosch illustriert hat. Eine wunderschöne Geschichte über einen besitzlosen Weltenbummler, der nirgends bleiben und nichts haben will außer seine Freiheit. Und der deswegen von fast allen Menschen argwöhnisch beäugt wird. Für Kinder und Erwachsene.

Foto: Beltz und Gelberg

Eine Hommage an Janosch ist dieses soeben bei Beltz erschienene "Sammelwerk", das auf 176 Seiten einen Querschnitt seines Schaffens zeigt: Bilder, Reime, Geschichten, Lieder und Janoschs beliebteste Figuren finden sich allesamt in diesem Buch.

Foto: Beltz und Gelberg

Der Geburtstagsclip, den der Verlag Beltz und Gelberg für Janosch gestaltet hat. (Lisa Mayr, 11.3.2016)

Janosch Geburtstag