Bundespolizei vor dem Lula-Institut in São Paulo.

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"Gefängnis für Lula jetzt" forderte diese Demonstrantin vor zwei Wochen in São Paulo. Am Freitag wurde der Ex-Präsident festgenommen.

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Ex-Präsident Lula werden Korruption und Geldwäsche vorgeworfen.

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Unterstützer und Gegner des Präsidenten gerieten vor Lulas Haus aneinander.

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São Paulo – Der brasilianische Petrobras-Skandal hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Am Freitag führten Sicherheitskräfte im Bundesstaat São Paulo eine Razzia im Haus von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva durch. Lula wurde festgenommen und zum Verhör auf eine Polizeistation gebracht. Nach drei Stunden wurde er wieder freigelassen und erklärte, er habe "nichts zu befürchten". Sein Verhör sei der Versuch gewesen, die Arbeiterpartei zu kriminalisieren. Der zuständige Richter hätte nur anzurufen müssen, "ich wäre gekommen." Auch Präsidentin Dilma Rousseff kritisierte das Vorgehen der Polizei.

Nach Angaben der Polizei liegen Beweise vor, dass Lula persönlich vom Schmiergeldsystem des brasilianischen Erdölgiganten profitierte. Mit den Geldern wurden den Angaben zufolge Lulas Arbeiterpartei PT und politische Kampagnen finanziert.

Um sechs Uhr fuhren rund 200 Beamte der Bundespolizei vor Lulas Haus in São Bernardo do Campo vor und begannen mit den Ermittlungen. Vor dem Haus kam es zu Wortgefechten und Handgemengen zwischen Unterstützern und Gegnern des Ex-Präsidenten. Die Polizei setzte daraufhin Schlagstöcke gegen einzelne Demonstranten ein.

Weitere Razzien

Auch das Haus von Lulas Sohn Fábio Luís Lula da Silva (genannt "Lulinha") in Moema wurde durchsucht. Ein weiteres Ziel der Aktion ist der Präsident des Lula-Instituts, Paulo Okamotto.

Der brasilianische Arbeitsminister Miguel Rossetto kritisierte die Festnahme Lulas als "Gewalt". Die Aktion sei ein Angriff auf das, was Lula als politische Führungsperson repräsentiere.

Operation Autowäsche

Die Operation "Lava Jato" (Autowäsche) ist eine seit Frühjahr 2014 laufende Untersuchung der brasilianischen Bundespolizei. Der "Petrolão" genannte Schmiergeld- und Geldwäscheskandal erschüttert das größte südamerikanische Land in seinen Grundfesten. Die Razzia am Freitag, die unter dem Namen "Operation Aletheia" läuft, ist die bereits 24. Phase der Ermittlungen.

Milliarden verschoben

Im Rahmen der Aktion wird gegen hunderte hochrangige Politiker verschiedener Parteien und Unternehmer ermittelt. Mehr als hundert Personen wurden verhaftet, dutzende davon bereits verurteilt. 16 Firmen sind in das Geldwäschesystem verwickelt, das Gesamtvolumen übersteigt 14,5 Milliarden Real (rund 3,5 Milliarden Euro). Schätzungen sprechen jedoch von bis zu 40 Milliarden Real.

Lula regierte Brasilien von Jänner 2003 bis Jänner 2011, seine Amtsnachfolgerin und Parteikollegin Dilma Rousseff steht in dem Skandal ebenfalls massiv unter Beschuss. (Michael Vosatka, 4.3.2016)