Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
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Auch wenn die chinesischen Hersteller immer stärker aufholen, die Android-Welt wird weiterhin von einem Anbieter dominiert: Samsung verkauft weltweit mehr als doppelt so viele Smartphones wie die Nummer zwei, Huawei. Ein zentraler Bestandteil des Erfolgs ist die S-Reihe, die seit Jahren den Großteil der Einnahmen im Premiumsegment von Samsung erwirtschaftet.

Neuer Anlauf

Mit dem Galaxy S7 und dem Galaxy S7 Edge hat Samsung vor kurzem zwei neue Topmodelle vorgestellt, mit denen sich der Hersteller sowohl bei Hardware als auch bei Software von der Konkurrenz absetzen will. Ob das tatsächlich gelingt, soll der kommende Test in aller Ausführlichkeit beleuchten.

Die Dualität des Smartphones

Wie schon im Vorjahr hat sich Samsung also erneut zu zwei unterschiedlichen Modellen entschieden, einer klassischen Version und einer, deren Bildschirm seitlich abgerundet ist – die Edge-Ausführung. Allerdings gibt es heuer noch einen weiteren entscheidenden Unterschied: Das S7 Edge ist mit seinem 5,5-Zoll-Bildschirm deutlich größer als das S7 (5,1 Zoll). Genau genommen ist das S7 Edge damit eigentlich weniger der Nachfolger des S6 Edge als vielmehr jenes S6 Edge+, das erst vor einem halben Jahr präsentiert wurde. Mit seinen 150,9 x 72,6 x 7,7 mm ist das S7 Edge etwas länger und breiter als das S7 (142,4 x 69,6 x 7,9 mm). Das Gewicht ist hingegen (152 vs. 157 Gramm) nur unmerklich höher, zudem ist das Edge-Modell sogar eine Spur dünner.

Das Galaxy S7 Edge (links) ist etwas größer als das normale Galaxy S7.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Designwahl

Der erste Eindruck offenbart vor allem eines: die große Ähnlichkeit gegenüber den Vorgängermodellen. Bis auf kleine Details bleibt Samsung also den bisherigen Designentscheidungen treu. Sowohl Vorder- als auch Rückseite sind fast zur Gänze in Glas gehalten, getrennt sind sie von einem Rahmen aus Metall. Das sieht zwar edel aus, hat aber auch seine Tücken. Vor allem das Edge-Modell mit seinem sehr schmalen Rahmen bietet keinen guten Griff. Nicht zuletzt ist das eine Erinnerung daran, dass der vielgescholtene Kunststoff als Material durchaus seine Meriten hat.

Zieht magisch an. Den Schmutz

Ein weiterer Nachteil der Materialwahl: Das S7 ist ein echter Schmutzmagnet, das edle Äußere wird nach ein paar Handgriffen durch ein dichtes Feld an Fingerspuren konterkariert. Am wenigsten fällt das noch beim schwarzen Modell auf, alle anderen sehen hingegen sehr schnell ziemlich schmutzig aus. Positiv ist hingegen die sehr gute Verarbeitung der seitlichen Knöpfe, die beim Edge-Modell aufgrund der gebotenen Platzbeschränkungen allerdings etwas dünner als bei der normalen Ausführung ausfallen. Während die schmalen Knöpfe in der Nutzung kein Problem darstellen, lässt sich das über eine andere Entscheidung Samsungs leider nicht sagen: Die Lautstärkeknöpfe platziert der Hersteller weiterhin recht weit oben am Gerät, wodurch sie mit einer Hand nur schwer zu erreichen sind. Das gilt aufgrund der Größe insbesondere für das Edge-Modell. Hier könnte man sich ein Beispiel an an anderen Anbietern nehmen, die diese Knöpfe mittlerweile ein ordentliches Stück nach unten verschoben haben, um den Zugriff zu erleichtern. Das Lob für die Verarbeitung der Knöpfe kennt ebenfalls eine Ausnahme: Der Home-Button erzeugt ein recht starkes Klickgeräusch und wirkt auch sonst wie eine Reminiszenz an jene Zeiten, in denen gutes Design bei Samsung noch keine sonderlich Rolle spielte.

Bestnoten für den Bildschirm

Die Auslage eines jeden Smartphones ist der Bildschirm, und hier hat Samsung wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Der eingesetzte Amoled mit einer Auflösung von 1.440 x 2.560 Pixel ist der derzeit wohl beste Bildschirm in der Smartphone-Welt. Die Wiedergabe ist nicht nur gestochen scharf, er kann auch mit einer beeindruckenden maximalen Helligkeit aufwarten und zeigt bei der Weiß-Darstellung keine sichtbaren Verfärbungen (wenn man einmal vom gebogenen Bereich des Edge-Geräts absieht). In Kombination mit den gewohnten Stärken dieser Technologie – wie ein perfekter Schwarzwert – lässt sich daraus vor allem ein Schluss ziehen: Für LCD-Hersteller wird es langsam schwer, hier noch mitzuhalten. Einziger kleiner Kritikpunkt am Display: Samsung stellt die Farben wie gewohnt sehr intensiv ein. Dies wirkt zwar im flüchtigen Vergleich mit anderen Geräten sehr ansprechend, für eine langfristige Nutzung kann aber eine konservativere Kalibrierung besser sein. Zum Glück lässt sich dies in den Systemeinstellungen als Option wählen.

Der Bildschirm des S7 (Edge) ist schlicht hervorragend.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Exynos statt Snapdragon

Mit dem Galaxy S7 (Edge) hält auch eine neue Prozessorgeneration Einzug, genau genommen eigentlich zwei. Je nach Region liefert Samsung sein neues Smartphone entweder mit dem Snapdragon 820 von Qualcomm oder dem eigenen Exynos 8890 aus. Für Österreich hat man sich für letztere Variante entschieden, sämtliche folgenden Erkenntnisse beziehen sich also auf diesen Chip. Es handelt sich dabei um einen 64-Bit-SoC, der in Samsungs eigenem 14nm FinFET-Prozess gefertigt ist – wie auch schon sein direkter Vorgänger beim S6. Der Prozessor enthält vier flotte Kerne, die mit maximal 2,3 GHz getaktet werden können sowie vier langsame (1,6 GHz) für weniger anspruchsvolle Aufgaben. Für Grafikaufgaben ist die Mali T880MP12 GPU zuständig, die mit 650 MHz Takt betrieben wird. Den nötigen Spielraum für all diese Berechnungen liefern 4 GB RAM (LPDDR4).

Stunde der Benchmarks

In Benchmarks liefert der neue Exynos-Chip beeindruckende Ergebnisse. Mit 128.318 Punkten liegt er bei Antutu weit vor der aktuellen Android-Konkurrenz, derzeit kommt kein anderer Chip auch nur über 100.000 Punkte. Einzig der Snapdragon 820 soll sogar noch einen Tick schneller sein, wenn man ersten Berichten in diese Richtung glauben darf. Eine weitere Ausnahme bildet der A9 des iPhone 6s, der ähnliche Werte wie der aktuelle Samsung-Prozessor liefert. Bei Geekbench zeigen sich ähnlich erfreuliche Ergebnisse: Hier kommt das S7 auf 2.133 Punkte im Single-Core-Benchmark und auf 6.457 beim Multi-Core-Test. Zum Vergleich: Der Snapdragon 810 des Nexus 6P muss sich bei Geekbench mit 1.354/4.292 Punkten zufrieden geben. Apples iPhone 6s ist hingegen beim Single-Core-Test weiter einen Tick schneller (2.489), wird aber beim Multi-Core-Benchmark deutlich abgehängt (4.331). Im Vergleich zum Vorjahresmodell S6 beträgt der Geschwindigkeitszuwachs bei Geekbench je nach Test durchaus signifikante 60 bzw. 70 Prozent (Multi-Core).

Egal welcher Benchmark – überall bekommt das Galaxy S7 (Edge) Bestnoten.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Grafiktest

Die gute Nachricht für Freunde grafisch aufwändiger Spiele: In Hinblick auf die Leistung der Grafikeinheit liefern die Benchmarks ähnlich erfreuliche Ergebnisse. Bei GFXBench OpenGL ist das S7 in den Einzeltests zwischen 10 und 90 Prozent flotter als ein Snapdragon 810. Damit erreicht man ebenfalls Bestwerte in der Android-Welt, lediglich das aktuelle iPhone ist bei manchen Benchmarks noch deutlich flotter. In Hinblick auf die 3D-Leistung ist es trotzdem schade, dass das S7 in Österreich nicht mit dem Snapdragon 820 ausgeliefert wird. Laut einem Bericht von Antutu soll dieses in Fragen Grafik-Performance nämlich noch einmal 50 Prozent flotter sein – zumindest im Benchmark-Lauf. Selbst testen konnten wir das aber bisher nicht.

Wichtiger als alle Benchmarks ...

Alles in allem liefert das S7 (Edge) also tolle Werte in Sachen Performance – zumindest auf dem Papier. Denn ganz ohne Einschränkung kann dieses Lob nicht stehen bleiben. Samsungs Problem ist und bleibt weiter die eigene Software in Form der Touchwiz-Oberfläche. Trotz des deutlich schnelleren Prozessors, gibt es beim S7 signifikant mehr kurze Hänger und übersprungene Frames als beim Nexus 6P mit Googles Standard-Android-Oberfläche. Dies zeigt sich schon bei simplen Aufgaben wie dem Scrollen im Play Store und noch stärker beim Zoomen auf Google Maps. Hier verschenkt Samsung also mit seinem Beharren auf Touchwiz viel.

Mithilfe der Entwicklereinstellungen von Android (Profile GPU rendering) werden die Performance-Defizite von Touchwiz deutlich. Zur Erläuterung: Jedes Mal, wenn der Balken über der dünnen grünen Linie ist, braucht das Rendering länger als jene 16ms, die zur Verfügung stehen, um optimale 60 Bilder pro Sekunde zu erzielen. Solche Defizite können sich in Ruckeln und Hängern bemerkbar machen. In den beiden Vergleichsbeispielen ist links immer das Galaxy S7 zu sehen, rechts Googles Nexus 6P.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Belastungstest

Die beste Performance bringt zudem wenig, wenn sie nicht dauerhaft geboten werden kann. Ein Thema, das gerade im letzten Jahr durch den Snapdragon 810 und dessen Probleme mit übermäßiger Hitzeentwicklung in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist. Also haben wir den Exynos 8890 auch zwei Belastungstest unterzogen. Nach 20 Runden des Geekbench-Benchmarks zeigt sich dabei mit 2.097/6.148 Punkten nur ein minimaler Leistungsverlust, der kaum über der üblichen Schwankungsbreite solcher Tests liegt. Damit ist der neue Chip deutlich stabiler als der Snapdragon 810, der hier schon nach ein paar Runden knapp 15 Prozent nachgibt.

3DMark

Etwas deutlicher wird der Leistungsverlust beim Grafik-Benchmark 3DMark. Hier sinkt der Testwert nach fünf Runden von 2.188 auf 1.925 Punkte ab – also um rund 10 Prozent. Damit ist dieser Effekt ähnlich stark ausgeprägt wie beim Snapdragon 810. Wie andere Tests zeigen, bricht übrigens beim 3DMark-Belastungstest ausgerechnet ein Gerät am stärksten ein, das den Ruf hat, ein sehr stabile Performance zu liefern: Das iPhone 6s verliert nämlich bereits nach fünf Testläufen mehr als 25 Prozent seiner Grafikleistung.

Warm aber nicht zu warm

Bei all dem wird das S7 zwar deutlich wärmer, erreicht aber nie ein wirklich unangenehmes Hitzeniveau. Möglich macht dies ein eigenes Kühlsystem, der Hersteller spricht hier von Flüssigkühlung. Wie man das exakt meint, ist allerdings unklar, zeigen erste Teardowns doch, dass die Kühlpipe gar keine Flüssigkeit beherbergt. Für die Nutzer ist dies aber ohnehin nebensächlich, Hauptsache die Kühlung funktioniert – und das tut sie.

Kamera mit einem Down-Upgrade

Ein Bereich über den sich Samsung zuletzt von der Konkurrenz abzuheben versuchte, ist jener der Kamera. Und auch für das S7 (Edge) verspricht man in dieser Hinsicht wieder einiges. Die auffälligste Änderung im Vergleich zum S6 ist, dass sich Samsung endgültig aus dem leidigen Megapixel-Wettrüsten zurückgezogen hat. Es gibt nun statt einem 16-Megapixel-Sensor einen mit "nur" 12 Megapixel (Sony IMX260), der dafür aber mit größeren Pixeln (1.4 µm) und einer Blende von f/1.7 deutlich mehr Licht einfangen kann. Davon sollen vor allem die Low-Light-Fähigkeiten des S7 profitieren, immerhin macht bei gutem Licht ohnehin schon praktisch jedes aktuelle Top-Smartphone sehr gute Aufnahmen.

Eine typische Aufnahme mit dem S7 bei winterlich trübem Tageslicht liefert die erwartet guten Ergebnisse.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Der Autofokus funktioniert an sich sehr gut, um solch ein nahes Objekt zu fotografieren, bedarf es aber einiger Versuche.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Katze bei starkem Gegenlicht aus dunklem Raum herausfotografiert.
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Sehr schnell

Was in der Nutzung sofort auffällt: Die Kamera des S7 ist extrem flott. Egal wie die Lichtverhältnisse auch sind, Aufnahmen sind praktisch umgehend getätigt, und das gilt selbst für den HDR-Modus bei Nacht. Der für ein Smartphone neue Dual Pixel Phase Detection Autofokus verrichtet ebenfalls hervorragende Arbeit, und sorgt dafür, dass das S7 deutlich schneller scharf stellt als sein Vorgänger.

Im direkten Vergleich

Unter dem Blickpunkt der reinen Bildqualität ist das Ergebnis nicht ganz so eindeutig. Zwar liefert das S7 auch bei Nachtaufnahmen sehr gute Ergebnisse, die auf den ersten Blick sehr farbstark und ansprechend wirken. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber auch, dass im Vergleich zum Nexus 6P, dessen Sensor noch mal größere Pixel (1,55µm) aufweist, weniger Details übrig bleiben. Ganz allgemein nimmt die Samsung-Software ein recht starkes Postprocessing vor, wobei man es vor allem bei der Schärfe gerne einmal übertreibt.

Eine abendliche Straßenszene im direkten Vergleich zwischen Galaxy S7 (oben stehendes Foto) und Nexus 6P. Auf den ersten Blick fallen die lebendigeren Farben beim S7 auf.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber auch, dass die Aufnahme des Nexus 6P mehr Details bietet. Dies zeigt sich etwa an den Verzierung links oben oder auch an den Zeichnungen am Lastwagen gegenüber. (Für einen genauen Vergleich die in Originalgröße verlinkten Fotos am besten herunterladen und am Desktop betrachten, Anm.)
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Videostärken

Die Qualität der mit dem S7 aufgenommenen Videos ist ebenfalls sehr gut, vor allem verrichtet hier die optische Bildstabilisierung wieder sehr gute Arbeit. Optional gibt es einen 4K-Modus, auch wenn Samsung diesen nicht sonderlich in den Vordergrund stellt. Überhaupt liefert die Samsung-Kamerasoftware so ziemlich alles, was die Nutzer für ihre Aufnahmen brauchen – und ein bisschen mehr. Neben durchaus sinnvollen Funktionen wie einem 240-FPS-Slow-Motion-Modus finden sich auch wieder Dinge, die eher in die Kategorie Gimmick fallen – etwa ein eigener Modus für Essensfotografie. Ganz allgemein wirkt die Kamerasoftware von LG aufgeräumter und einfacher zu nutzen.

Die optische Bildstabilisierung des S7 funktioniert recht gut.
Andreas Proschofsky

Optimale Mischung

Jenseits all dieser kleinen Einschränkungen, liefert das S7 trotzdem die derzeit beste Smartphone-Kamera, was vor allem daran liegt, wie flink sie agiert. Immerhin ist das beste Foto nichts wert, wenn es theoretischer Natur bleibt, weil die Aufnahme zu lange gebraucht hat.

Selfie-Time

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das S7 natürlich auch eine Frontkamera aufweist. Mit einem 5-Megapixel-Sensor ausgestattet, liefert sie recht gute Ergebnisse, auch wenn hier andere Hersteller mittlerweile noch bessere Sensoren verbauen.

Die Kamera-App des S7 bietet jede Menge Funktionen.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Fingerabdruck

Kommen wir noch einmal zurück zum Home-Button, verbirgt sich in diesem doch auch der Fingerabdruckscanner, der zum Entsperren des Geräts aber auch zum Autorisieren von Zahlungen genutzt werden kann. Die Erkennungsrate ist dabei gut, andere Sensoren arbeiten trotzdem etwas zuverlässiger. Dies mag auch an der schmalen Form liegen, ein runder Sensor bietet einfach mehr Fläche zur Erkennung. Infolge ist auch Einrichtungsprozess etwas langwieriger als beispielsweise beim Nexus 6P von Google. Die maximale Anzahl speicherbarerer Fingerabdrücke beträgt vier.

Akkulaufzeit

Wer sein Smartphone intensiv nutzt, der weiß: Der Akku kann eigentlich nie groß genug sein. Insofern erfreut, dass sich Samsung beim S7 definitiv in die richtige Richtung bewegt. Mit 3.000 beziehungsweise 3.600 mAh (entspricht 11,5 bzw. 13,86 Wh) sind die Akkus der beiden Geräte erfreulich umfangreich für die jeweilige Gerätegröße. Beim S6 mussten sich die Nutzer noch mit 2.550 mAh (9,81 Wh) zufriedengeben. In Kombination mit Optimierungen an Hard- und Software ergibt sich daraus eine merkliche Verbesserung der Akkulaufzeit im Vergleich zum Vorgänger. So hält das S7 beim Akku-Benchmark von PCMark, der typische aktive Nutzung zu simulieren versucht, 8:39 Stunden durch – ein sehr guter Wert. Wirklich beeindruckend schlägt sich aber das S7 Edge, das hier gar auf 9:43 Stunden kommt. Das S6 des Vorjahres hielt in diesem Test bei einem Drittel der maximalen Helligkeit 7:07 Stunden durch.

Quick Charging

Positiv fallen auch die Messungen zur Ladegeschwindigkeit aus. Das S7-Testgerät war in 1:27 Stunden von 0 auf 100 geladen, das S7 Edge braucht für die selbe Aufgabe 1:40 Stunden. Dabei zeigt sich der mittlerweile gewohnte Verlauf: Am Anfang lädt das Smartphone extrem flott, während sich die Kurve gegen Ende hin abflacht. So war das S7 etwa bereits nach 30 Minuten ungefähr halb voll. Wer den direkten Vergleich wünscht: Dies entspricht in etwa der Geschwindigkeit von USB-C-Fast-Charging, mit Quick Charging 3.0 soll es künftig noch schneller gehen – das wird vom S7 aber noch nicht unterstützt. Alternativ dazu kann das S7 dank Fast Wireless Charging auch drahtlos recht flott aufgeladen werden.

Kein Akkutausch

Der einfach Tausch des Akkus, wie es lange bei Samsung gang und gäbe war, ist hingegen nicht möglich. Ein Umstand, der schon beim S6 für einige Aufregung gesorgt hat, und auch dem diesjährigen Modell fraglos wieder so manche kritische Bemerkung einbringen wird.

Das Comeback einer Legende

Dass man sehr wohl auf die Kritik der Nutzer hört, zeigt Samsung an anderer Stelle: Mit dem S7 gibt nämlich der MicroSD-Slot sein Comeback. Bis zu 200 GB lassen sich auf diese Weise nachrüsten. Die Möglichkeit diese Karte mit dem internen Speicher zu verschmelzen, wie es Google eigentlich mit Android 6.0 unter dem Namen "Adopted Storage" eingeführt hat, übernimmt Samsung hingegen nicht. Zu den Gründen hierfür äußert sich Samsung nicht im Detail, eventuell hatte man aber Performancebedenken. Um so mehr verblüfft, dass sich Apps sehr wohl auf Wunsch auf die SD-Karte verschieben lassen.

Die Kamera des S7 steht weniger weit heraus als beim S6. An der Oberseite des Smartphones findet sich ein Slot, der sowohl für SIM- als auch MicroSD-Karten gedacht ist.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Verschlüsselt und trotzdem schnell

Der interne Speicher liegt bei 32 GB, die ebenfalls angekündigte 64-GB-Ausführung soll laut Samsung in Österreich nicht verkauft werden. Dass Samsung in dieser Kategorie auf sehr hochwertige Hardware setzt, demonstriert bereits ein kurzer Benchmark-Lauf. Mit einer Sequential-Read-Performance von 478 MB/s bei Androbench ist das S7 deutlich flotter als das S6 (338 MB/s). Und das obwohl das S7 im Gegensatz zu seinem Vorgänger nun endlich von Haus aus verschlüsselt ist. Im Vorjahr hatte sich Samsung noch gegen so einen Schritt gewehrt, nun wird man durch die Googleschen Regeln für Android 6.0 dazu gezwungen. Eine für die Datensicherheit essentielle Maßnahme, wie mittlerweile jeder wissen sollte, der die Auseinandersetzung zwischen Apple und dem FBI auch nur am Rande verfolgt. Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Samsung empfiehlt nämlich nicht, das Passwort beim Boot abzufragen, nur das kann aber einen umfassenden Schutz garantieren. Sicherheitsbewusste User sollten diese Option also nachträglich in den Systemeinstellungen aktivieren.

Sound-Schwächen

In den letzten Jahren ist die Tonausgabe von Smartphones zunehmend in den Fokus der Hersteller gekommen – also zumindest jenseits von Samsung. Das S7 bietet in dieser Hinsicht jedenfalls ziemlich wenig. Es gibt nur einen Lautsprecher, der noch dazu nicht an der Vorderseite angebracht ist, und dazu passend eher durchschnittliche Tonqualität produziert. Über Kopfhörer ist der Klang hingegen gut, auch an der Gesprächsqualität beim Telefonieren lässt sich nichts aussetzen.

Wasser muss draußen bleiben

Doch beim S7 gibt noch ein zweites Feature ein Comeback: Die neue Smartphone-Generation ist nämlich wieder vor Staub und Wasser geschützt. Die IP68-Zertifizierung verspricht dabei, dass das Gerät 30 Minuten lang maximal zwei Meter unter Wasser gehalten werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Angemerkt sei dabei, dass erste Teardowns zeigen, dass Samsung dies unter anderem durch jede Menge Klebstoff erreicht. Insofern ist davon auszugehen, dass diese Zertifizierung mit dem Zerlegen des Geräts – etwa um einen Defekt zu reparieren – hinfällig ist. Auch bleibt zu hoffen, dass der Klebstoff nicht im Sommer dann im prallen Sonnenlicht verläuft und so den Schutz schwächt. Erfreulich ist dafür, dass Samsung davor warnt, wenn die Nutzer versuchen, das Gerät per Kabel aufzuladen, obwohl der Micro-USB-Anschluss noch nass ist. Damit verhindert man zweifelsfrei die eine oder andere Beschädigung.

An der Unterseite des Geräts finden sich ein ziemlich mittelmäßiger Lautsprecher, der Kopfhöreranschluss und der MicroUSB-Zugang.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Kein USB-C

Während die aktuellen Topgeräte praktisch aller anderen großen Hersteller auf USB-C setzen, nutzt das S7 einmal mehr einen Micro-USB-Anschluss. Einerseits hat dies den Vorteil, dass die alten Kabel weiterverwendet werden können, andererseits verpassen die S7-Nutzer damit auch die Vorteile von USB-C. Allen voran, dass beim neuen Steckertyp die Einsteckrichtung egal ist, aber auch die Möglichkeit Ladungen in beide Richtungen vorzunehmen, also etwa das Smartphone als Notfallsakku für ein anderes Gerät zu nutzen.

Vermischtes

Zu den weiteren Eckdaten gehören WLAN nach 802.11a/b/g/n/ac mit 2x2 MU-MIMO, Bluetooth 4.2, NFC und LTE Cat. 12. Zur Ortsbestimmung werden sowohl GPS als auch GLONASS unterstützt. Eine Dual-SIM-Variante des S7 (Edge) ist zwar geplant, soll aber wie gewohnt nicht in Österreich erscheinen.

Android meets Touchwiz

Kommen wir zur Software. Der Basis des aktuellen Android 6.0.1 stülpt Samsung weiterhin seine Touchwiz-Oberfläche über. Diese ist über die Jahre zwar deutlich weniger aufdringlich geworden, wird mit ihrem Drang, praktisch alles – und das meiste davon ohne wirklich guten Grund – umzukrempeln, ohne Zweifel ein zuverlässiger Quell für Nutzerkritik bleiben. Zumal Touchwiz auch nicht unbedingt für ein ressourcenschonendes Auftreten bekannt ist, wie weiter oben bereits ausgeführt wurde.

Android 6.0.1 mit Touchwiz, von links nach rechts: Home Screen, App Drawer und Task Switcher. Manches an den Samsung-Änderungen (wie der "Alle Beenden"-Knopf) ist durchaus nützlich, anderes eher zweifelhaft.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Hilfreich aber penetrant

Beim Setup des Geräts funktioniert das Zusammenspiel zwischen Samsung und Google-Dialogen noch relativ gut, auch wenn der S7-Hersteller schon hier die eine oder andere seltsame Entscheidung trifft. So ist es zwar nett, dass mit Smart Switch ein Tool zur Migration der eigenen Daten von anderen Smartphones angeboten wird. Dass dieser Punkt aber erst nach einigen Sekunden Wartezeit übersprungen werden kann, ist unverständlich – und sorgt für eine kurze Verwirrung. Das Tool bleibt aber auch danach aufdringlich, und bietet seine Dienste bald wieder per Benachrichtigung an. Zumindest lässt sich die App vollständig deinstallieren, wofür die Nutzer allerdings den Anwendungsmanager in den Systemeinstellungen aufspüren müssen, da das Programm kein eigenes App Icon aufweist.

Always-On

Eine der auffälligsten Neuerungen des S7 ist der Always-On-Bildschirm. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lösungen in diesem Bereich, ist der Bildschirm hier wirklich immer an, dank dem sparsamen AMOLED wirkt sich die Darstellung von weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund auch in keinem relevanten Ausmaß auf die Akku-Laufzeit aus. Gleichzeitig ist diese Funktion aber auch weniger nützlich als bei anderen Smartphones, ist das Maß der gebotenen Informationen doch stark begrenzt. Neben Uhrzeit und Akkustand lässt sich zwar auch ein Minikalender darstellen, Benachrichtigungen werden hingegen nicht angezeigt, wenn man einmal von einem Zähler für eingegangene Mails oder SMS absieht. Auch eine Interaktion mit dieser Ansicht ist nicht möglich, Touch-Eingaben werden erst wieder erkannt, nachdem der Home-Button gedrückt wurde.

Der Always-On-Bildschirm ist eine nette Neuerung. Noch besser wäre es, wenn hier auch normale Benachrichtigungen angezeigt würden.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Flipboard gibt es auch noch

Der Home Screen des S7 präsentiert sich wie gewohnt, das bedeutet, dass links vom Startbildschirm weiterhin Flipboard seine Dienste anbietet. Positiv zu vermerken ist, dass sich dieser Spezialscreen entfernen lässt. Experimentierfreudige Naturen können sich alternativ an einem Homescreen ohne App-Drawer versuchen, bei dem alle Icons am Bildschirmhintergrund landen – ähnlich wie beim iPhone. Dieses Feature kann über eine neue Einstellungskategorie namens "Galaxy Labs" aktiviert werden.

Softwarefehler

Ein Langdruck auf den Home-Button ruft Google Now auf, wer will kann dabei sogar Google Now on Tap zur Analyse der Inhalte am aktiven Bildschirm aktivieren. Apropos Home Button: Hier zeigt sich nämlich gut die zum Teil unüberlegte Kombination von Hard- und Software bei Samsung. Dadurch, dass dieser eher schmal ausgefallen ist, und dermaßen knapp beim unteren Bildschirmrand liegt, kann es – vor allem mit größeren Fingern – leicht passieren, dass man unabsichtlich beim Druck auf den Home-Button das Display mitberührt. Befindet sich an dieser Stelle nun ein Navigationselement, wie es etwa bei Samsungs eigenem Browser der Fall ist, führt dies unweigerlich zu einer unerwünschten Interaktion. Statt dem Home Screen wird dann im konkreten Beispiel die Startseite des Browsers geladen.

Was das Edge zum Edge macht

Zusätzlich zu den Funktionen des S7 bietet das Edge-Modell die Möglichkeit, die physischen Gegebenheit in Form der Biegung für einen Seitenbildschirm zu nutzen. Mit dem Android 6.0-basierten Touchwiz hat Samsung diese Möglichkeiten stark ausgebaut. So ist der Seitenbildschirm nun nicht nur breiter, er bietet auch mehr Funktionen. Neben dem Schnellzugriff auf einzelne Apps, Kontakte oder Nachrichten lässt sich also auch ein Lineal nutzen. Für manche User mag all dies sicher nützlich sein, gleichzeitig sollte man sich vor dem Kauf auch anderer Nebeneffekte des Edge-Modells bewusst sein. So werden durch die Biegung seitliche Swipes vom äußersten Bildschirmrand, wie sie mittlerweile viele Apps nutzen, um den Navigation Drawer darzustellen, öfter mal nicht korrekt erkannt.

Berechtigungssystem à la Samsung

Mit Android 6.0 hat Google ein neues Berechtigungssystem eingeführt, das den Nutzern die volle Kontrolle darüber geben soll, welche Informationen sie mit einer App teilen wollen – und welche eben nicht. Eine der spannendsten Fragen dabei war, wie verantwortungsvoll die Dritthersteller mit dieser neuen Herausforderung umgehen werden, und Samsung gibt nun eine Antwort darauf. Leider keine sehr erfreuliche. Definiert der Hersteller doch den Begriff der "Kernberechtigungen", die absolut für den Betrieb einer App nötig sind, reichlich "kreativ". So behauptet Samsung etwa, dass sein Browser sowohl den Zugriff auf Standort, Kamera als auch Mikrofon unbedingt benötigt, um starten zu können. Dies ist natürlich kompletter Unsinn, das sind geradezu Paradebeispiele für optionale Funktionalität, wie etwa Chrome korrekt vormacht.

Der Edge-Bildschirm ist vor allem für Shortcuts recht nützlich (links). Beim neuen Berechtigungssystem von Android 6.0 nimmt sich Samsung einiges heraus (mitte). Samsung liefert nicht nur zahlreiche Microsoft-Apps mit, sie werden auch offensiv bis nervend beworben. (rechts)
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Leider bedeutet diese Klassifizierung auch, dass all diese Berechtigungen von Haus aus erteilt werden, ohne die User zu fragen. Die Nutzer können dies zwar (nachdem sie in diesem Fall unsinnige Warnhinweise ignoriert haben) über die Systemeinstellungen manuell rückgängig machen, das macht die Entscheidung von Samsung aber nicht weniger falsch.

Von Google zu Microsoft

In Fragen Softwareauswahl hat sich ebenfalls einiges im Vergleich zum Vorjahr getan. In der Kurzfassung heißt dies (erneut): Weniger Google, mehr Microsoft. Die Zahl der mitgelieferten Google-Apps wurde deutlich reduziert und zwar auf das absolute Minimum, das die Lizenzbestimmungen für Smartphone-Hersteller vorsehen, die den offiziellen Play Store mitliefern wollen. Im Vergleich zum S6 wurden unter anderem Google+ und Google Play Books gestrichen. Von Microsoft-Seite sind nun hingegen bereits sechs Apps auf dem S7 zu finden: Word, Excel, Powerpoint, OneDrive (inklusive 100 GB Gratis-Speicherplatz), OneNote und Skype. Prinzipiell eine durchaus nachvollziehbare Adjustierung der Softwareausstattung, auch wenn sie im konkreten Fall vor allem von finanziellen Erwägungen durch einen Deal mit Microsoft getragen ist. Wirklich unerfreulich ist dafür, dass die Samsung-Software die diversen Microsoft-Tools immer wieder über Benachrichtigungen bewirbt, hier kratzt man haarscharf an der Grenze zum Spammen.

Deinstallieren: Eher nicht

Doch auch sonst gab es noch so manche Änderung an der App-Auswahl. So hat Samsung den eigenen Musik-Client gestrichen und setzt nun Google Play Music ein. Zu den weiteren von Samsung vorinstallierten Apps gehören Facebook, WhatsApp und Instagram. Wie gewohnt lassen sich all die von Samsung auserkorenen Apps nur deaktivieren aber nicht vollständig entfernen, eine Ausnahme bildet bei österreichischen Geräte nur HRS Hotels und das zuvor schon erwähnte Smart Switch. Abzuwarten bleibt, was die einzelnen Provider noch dazu packen werden. Dass es auf den ersten Blick so wirkt, als wäre die Programmliste geschrumpft, liegt vor allem daran, dass Samsung immer mehr in Unterordner packt. Schlanker ist die Systemsoftware mit der neuen Version jedenfalls nicht geworden, sie belegt nun fix 7,27 der 32 verfügbaren GB, beim S6 waren es noch 7,1 GB.

Verfügbarkeit

Beide neuen Smartphones sind ab 11. März im Fachhandel sowie bei alle großen Mobilfunkern erhältlich. Der Preis ohne Vertragsbindung beträgt dabei 699 Euro für das Galaxy S7 und 799 Euro für das Galaxy S7 Edge. Wer eines der Smartphones vorbestellt, bekommt das Virtual-Reality-Headset Gear VR dazu. An Farbvarianten sind Schwarz, Weiß, Gold und Silber verfügbar.

Fazit

Auf den ersten Blick erweist sich das Galaxy S7 (Edge) als ein recht konservatives Update für den Vorgänger: Schnellerer Prozessor hier, etwas bessere Kamera da, das Ganze garniert mit dem Erfüllen von lautstark geäußerten Kundenwünschen wie der Rückkehr eines MicroSD-Slots. Große Risiken geht Samsung mit der neuen Produktgeneration also nicht ein, wo andere Hersteller mit neuen Ideen experimentieren, betreiben die Südkoreaner lieber Feinschliff. All das ändert freilich nichts daran, dass das Galaxy S7 (Edge) mit der in Summe aktuell wohl besten Hardwareausstattung aller Android-Smartphones aufwarten kann.

Eine wichtige Einschränkung

Leider spielt bei Smartphones aber auch die Software eine entscheidende Rolle, und hier kann Samsung weniger begeistern – trotz all der kleinen Schritte in die richtige Richtung. Touchwiz bremst das System noch immer aus, die große Zahl an vorinstallierten Apps sowie manch all zu aufdringliches Feature sind zusätzliche Minuspunkte. Bleibt zu hoffen, dass Samsung hier für den Nachfolger endlich die richtigen Konsequenzen zieht, und radikal abspeckt. (Andreas Proschofsky, 8.3.2016)