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Die Beliebtheit eines Politikers lässt sich nicht unbedingt in Glanzzeiten ermessen, sondern genau dann, wenn sich einmal Düsternis ausbreitet und es nicht so gut läuft. So gesehen bleibt dem grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck wenigstens ein kleiner Trost: Sein Abgang aus der ersten Reihe der Grünen wird allgemein bedauert.

Sogar Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) twitterte "Respekt für Volker Beck für die schnelle und klare Reaktion". Nur kurz nachdem bekannt geworden war, dass die Berliner Polizei Beck mit 0,6 Gramm harten Drogen (Crystal Meth, wie die "Bild"-Zeitung berichtet) erwischt hatte, legte er seine Ämter als innenpolitischer und religionspolitischer Sprecher der Fraktion zurück, auch den Vorsitz der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages gab er auf.

Doch bei allem Bedauern – der Vorfall trifft die Grünen zur Unzeit. Am 13. März wird in den drei Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gewählt, die Ökopartei hat keine Stimme zu verschenken. Und Beck ist kein Hinterbänkler, dessen Namen man außerhalb des Wahlkreises kaum je gehört hat.

Im Gegenteil, er gehört zum Inventar der deutschen Grünen, und er galt als Moralist. Nicht als ein absolut unangenehmer, aber doch als einer, der die anderen gern wissen ließ, was sie so alles falsch machen.

Der 55-Jährige stammt aus Stuttgart und kam über die Friedensbewegung zu den Grünen. 1985 trat er in die Partei ein, elf Jahre später wurde er erstmals in den Bundestag gewählt, wo er sich für die Rechte von Homosexuellen starkmachte. Er selbst verpartnerte sich 2008 nach 17-jähriger Beziehung mit seinem HIV-positiven französischen Lebensgefährten. Dieser starb nur ein Jahr später an Krebs.

Nicht nur sein Engagement für Schwulenrechte machte Beck oft zur Zielscheibe für CSU-Kritik. Auch sein Eintreten für weniger staatliche Überwachung und seine spitze Zunge führten oft zu Scharmützeln mit Bayerns Schwarzen.

Den konservativen ehemaligen Kölner Kardinal Meisner hat Beck einmal als "Hassprediger" bezeichnet. Das fanden die grünen Parteifreunde noch witzig. Weniger gefiel ihnen, als 2013 herauskam, dass Beck 1987 für eine "Entkriminalisierung der Pädosexualität" eingetreten war. Später, als die Grünen ihre Vergangenheit diesbezüglich aufarbeiteten, nannte er dies reuevoll "unsäglich". (Birgit Baumann, 3.3.2016)