Prorussische Memes spielen wiederholt auf menschliche Ausscheidungen an

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Memes von Putin-Befürwortern nehmen kaum Bezug auf westliche Kulturgüter – eine Ausnahme: Der Maidan als "Herr der Ringe"-Bösewichter

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Memes sind fixer Bestandteil des Webs. Vor allem dank sozialer Medien wie Facebook und Twitter können sie mittlerweile in Windeseile verbreitet werden. Dass Memes aber nicht nur aus Unterhaltungszwecken geteilt werden, sondern auch in politischen Diskussionen zum Einsatz kommen, zeigt etwa der Ukraine-Konflikt. Dort lieferten sich prorussische und ukrainische Aktivisten einen regelmäßigen Schlagabtausch mit Memes, den nun der Forscher Bradley Wiggins von der Webster University Vienna untersucht hat.

Kot und Zombies

Wiggins hat einzelne Memes einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen, um herauszufinden, welche kulturellen Themen und politischen Botschaften mit ihnen verbreitet werden. Laut Wiggins spielen prorussische Memes vor allem auf menschliche Ausscheidungen an: Die Ukraine und die EU werden wiederholt als Urin oder Kot dargestellt. Außerdem werden proeuropäische und westliche Politiker als Zombies, Nazis und Vampire porträtiert.

Personenkult um Putin

Demgegenüber schießen sich ukrainische Aktivisten vor allem um den Personenkult rund um den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Ebenso wird das Motiv des "Großrusslands", dem auch die Krim angehören soll, ins Lächerliche gezogen, indem etwa Pinguine in Alaska eine "Vereinigtes Russland"-Tafel hochhalten.

Interessant ist, dass ukrainische Memes vor allem auf westliche Kulturgüter wie Filme zurückgreifen, während Memes russischen Ursprungs darauf fast vollständig verzichten. So gibt es etwa antirussische Memes, die auf Charaktere aus den "Austin Powers"-Filmen (Dr. Evil) oder "Matrix" zurückgreifen. Auf prorussischer Seite ist einzig ein Vergleich zwischen dem US-Republikaner John McCain mit Saruman aus "Herr der Ringe" gefunden worden.

Memes als Mittel für "sinnvolle Kritik"

Wiggins zieht das Fazit, dass Memes "erstaunlicherweise von Nutzern als Mittel für sinnvolle Kritik, Diskussionen und Debatten" gehalten werden. Die russische Regierung hat insofern bereits darauf reagiert, als dass Memes von "Berühmtheiten" künftig gerichtlich geahndet werden dürfen. Dass der Ukraine-Konflikt nicht der einzige Ort für politische Memes ist, zeigt übrigens auch der US-Wahlkampf. (fsc, 3.3.2016)