Folgt Peter Pakesch als Leiterin des Kunsthauses im Universalmuseum Joanneum nach: Barbara Steiner.

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"Ich bin gestern stundenlang nur durch Graz gelaufen", schwärmt Barbara Steiner, kurz nachdem sie in der gläsernen Needle über der blauen Blase als neue Chefin des Grazer Kunsthauses präsentiert wurde. Der gebürtigen Niederösterreicherin ist das "Brennen" für diese Stadt, das Jurymitglied und Lentos-Chefin Stella Rollig beschreibt, anzusehen.

Mit dieser Begeisterung hat Steiner nicht nur die Jury überzeugt, sondern am Mittwochvormittag auch die Politik. Die redselige Kuratorin, Herausgeberin und Autorin, die (noch) in Leipzig lebt, wo sie im Vorjahr an der Hochschule für Grafik und Buchkunst lehrte, setzte sich gegen 31 Männer und Frauen (21 aus dem Ausland, elf aus Österreich,) durch. In der letzten Runde kämpften noch drei Frauen um den Posten. Ab 1. Juli wird sie Nachfolgerin von Peter Pakesch als Leiterin des Kunsthauses. Ihr Vertrag läuft drei Jahre mit einer automatischen Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre.

Weibliche Kulturlandschaft

Die Grazer Kulturlandschaft wird damit noch weiblicher, werden doch auch Schauspielhaus, die Oper und der Steirische Herbst von Intendantinnen geleitet.

Interimistische Leiterin seit dem Abgang von Peter Pakesch im Vorjahr war Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow.

Der steirische Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) und die Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker (Grüne) streuten Steiner am Mittwoch schon vor Dienstantritt Rosen: Sie könne mit ihrem Konzept das im Vorjahr entwickelte neue Leitbild des Kunsthauses umsetzen. Steiner will Graz in seiner Rolle als "Knotenpunkt eines internationalen Netzwerkes" stärken. Auch mit einem Blick auf die 1960er und 70er Jahren, also die Gründung des Forum Stadtparks, die grenzüberschreitende Trigon-Ausstellung oder die "Grazer Schule" der Architekten der TU. Außerdem will sie stärker mit der Neuen Galerie, die wie das Kunsthaus zum Universalmuseum Joanneum gehört, kooperieren.

Alte Liebe

Ihre Liebe zu Graz ist eine alte Liebe. Geboren 1964 in Dörfles, besuchte sie von 1979 bis 1984 die Grazer Ortweinschule und war dort Schülerin von Richard Kriesche. "Damals wurde hier sehr heftig um Kunst gerungen", erinnert sich Steiner, die in Wien in Kunstgeschichte promovierte und dann an Ausstellungsprojekten in halb Europa arbeitete. 2012 und 2013 leitete sie das transnationale Projekt Europe (to the power of) n, davor war sie Direktorin der Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und Direktorin des Kunstvereins Wolfsburg. Anfang der 1990er sei Erwin Wurm der erste Künstler gewesen, der sie bat einen Text über ihn zu schreiben, erzählt sie dem STANDARD. Dass sie kommunikativ ist, zeigen ihre Sprachkenntnisse: Steiner spricht Englisch, Französisch, Chinesisch, Russisch und Dänisch. In ihrer Freizeit liebt sie Yoga, Pilates und – ab Juli – Spaziergänge durch Graz. (Colette M. Schmidt, 2. 3. 2016)