Spätestens seit in South Park: Der Film die USA ihrem nördlichen Nachbarn den Krieg erklärten, weiß man, dass zumindest im Animationsfilm Kanada die Schuld für wirklich alles zugeschoben werden kann. So auch für das Programm des Tricky-Women-Festivals, das bis 6. März einmal mehr Animationsfilme von Frauen zeigt und dabei heuer ganz im Zeichen des Ahornblatts steht. Nicht ohne Grund, eröffnete das National Film Board of Canada 1974 immerhin das weltweit erste Studio für weibliche Filmemacher. Auch wenn es 1996 schließen musste, ist sein Einfluss bis heute spürbar.

Im Wiener Metrokino sind nun sowohl kanadische Arbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren wie auch der Gegenwart zu entdecken. Die Inspirationen des Bilderbogens reichen dabei von Charlotte Perkins Gilmans Kurzgeschichte Die gelbe Tapete bis zu japanischer Tentakelerotik. Ein eigener Programmpunkt ist der Pionierin Evelyn Lambart (1914-1999) gewidmet und zeigt sowohl Experimentelles wie auch die für ihre späteren Jahre typischen, mit Papierfiguren nacherzählten Fabeln.

Doch auch außerhalb der Holzfällernation spielt es sich ordentlich ab. Neben buntgemischten Wettbewerbsblöcken und den Werken österreichischer Filmemacherinnen wartet das Festival unter anderem mit Schwerpunkten zu den Themen Arbeit oder Sex auf. Nur Langfilme stehen dieses Jahr keine auf dem Programm. Bestechend ist dafür einmal mehr die technische Vielfalt, die sich hinter dem Schlagwort Animationsfilm verbirgt.

Da basteln Ines Christine und Kirsten Carina Geisser für Lucky aus naiven Zeichnungen einen psychedelischen Pferdealbtraum, während Nina Gantz in dem Stop-Motion-Puppenfilm Edmond zeigt, wie ihr von einem makabren Verlangen getriebene Held gleich mehrfach vor Scham versinkt. Betina Kuntzsch wiederum kombiniert in Wegzaubern Laterna-magica-Filme mit Textfragmenten aus Biografien der Künstlerinnen der Prinzhorn-Sammlung. In jedem Fall entstehen Bilder, die lange nachwirken. (1.3.2016)