Full Speed.

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Mit dem Boom von Videostreamingservices wie Netflix oder Amazon Prime sind auch die Anforderungen an Internetanbieter deutlich gewachsen. Doch längst nicht jeder Provider scheint diesen auch gewachsen zu sein. So mehren sich in den letzten Wochen die Beschwerden über Kabelinternetanbieter UPC. Gerade zu Spitzenzeiten zeigt sich bei den betroffenen Usern eine massive Reduktion der Performance.

Einwählmodemzeiten

Entsprechende Meldungen haben sich in den sozialen Medien zuletzt merklich gehäuft. Auf Nachfrage zeigt sich, dass bei vielen die Probleme – zumindest in diesem Ausmaß – erst in den letzten Wochen begonnen haben. Auch ZIB2-Anchorman Armin Wolf hat mittlerweile per Twitter seinem Unmut über die UPC-Probleme Luft gemacht und spricht dabei von Erinnerungen an "Einwählmodem-Zeiten".

Messung

Da auch mehrere WebStandard-Redakteure von den Problemen betroffen sind, haben wir bei einem der betroffenen Accounts (innere Bezirke in Wien) nachgemessen. Dabei zeigt sich bei einem Top-Fit-Anschluss von UPC (beworben mit 250/25 Mbit/s) im Optimalfall ein Downstream von 140 Mbit/s. Ein durchaus zu erwartender Wert für derartige "bis zu"-Bandbreitenversprechen. Allerdings wird dieses Performance-Niveau praktisch nur mehr am frühen Morgen erreicht. Sonntagsabend sieht die Situation dann ganz anders aus: Hier bricht die Bandbreite auf – nicht stabile – 1,9 MBit/s ein, und auch die Reaktionszeiten verzögern sich drastisch.

Effekte

In konkreten Anwendungsszenarien zeigt sich dies daran, dass es bei Videostreams zu laufendem buffern und einer sehr niedrigen Auflösung kommt. Auch bei Online-Spielen zeigen sich in einem solchen Umfeld laufende Schwierigkeiten. Und selbst beim normalen Surfen zeigen sich im Test merkliche Verzögerungen beim Laden von Webseiten.

Am Sonntagabend verbleibt von der beworbenen Bandbreite nicht mal mehr ein Prozent übrig.
Screenshot: STANDARD

Auseinandersetzung

Zu all dem kommt, dass UPC und Netflix derzeit im Clinch liegen. So wirft der Streaming-Anbieter dem Provider vor, suboptimale Wege für die Übertragung zu nutzen. UPC wiederum behauptet, Netflix würde schlicht zu wenige Daten an die eigenen Kunden liefern. im Netflix-Speed-Index führt dies dazu, dass UPC in den letzten Monaten von durchschnittlichen 4,15 Mbit/s auf 2,78 Mbit/s abgestürzt ist. Welcher Seite man in diesem Konflikt auch immer glauben mag, die Probleme bei UPC scheinen aber deutlich darüber hinauszugehen, wie die aktuellen Berichte zeigen.

Update mit Stellungnahme

Mit etwas Verzögerung hat UPC eine Stellungnahme zu den Berichten nachgeliefert. Das Unternehmen versichert darin, dass es keine grundlegenden Probleme gebe. Das UPC-Netz habe mehr als genügend freie Kapazität. Insbesondere sei die Nutzung der Streamingdienste aktuell so niedrig, dass sie keinen Einfluss auf die Netzperformance habe. Wenn User Probleme hätten, handle es sich dabei also um Einzelfälle, die unter anderem auf veraltete Modems zurückzuführen sein könnten. Ältere Modems würden zum Teil noch kein "Channel Bonding" unterstützen, was zu Spitzenzeiten zu Problemen führen könnte. Von solchen Problemen betroffene Nutzer sollten sich an den Support wenden. (Anm.: Das Modem mit dem wir getestet haben, unterstützt sowohl Channel Bonding als auch DOCSIS 3.0. Andere Nutzer bestätigen zudem ähnlich starke Probleme ebenfalls mit den aktuellsten Modems von UPC.)

Im Nachsatz betont das Unternehmen, dass es natürlich systembedingt in jedem Kabelnetz immer einzelne Nodes mit hoher Auslastung geben könne, die auch zu einer Performance-Einschränkung führen. Allerdings nicht in dem beschriebenen Ausmaß, wie UPC betont. (Andreas Proschofsky, 1.3.2016)