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Uli Hoeneß blickt aus dem Fenster der Zentrale des FC Bayern München. Dass er hier erneut Hausherr wird, ist nicht ausgeschlossen.

Foto: ap/Schrader

München/Berlin – Es kam so, wie es alle erwartet hatten. Niemand sah, wie Uli Hoeneß am Montag das Gefängnis in Landsberg am Lech verließ. Vom bayerischen Justizministerium gab es nur eine knappe Bestätigung, dass er draußen sei. Und Hoeneß' Sohn Florian erklärte am Vormittag, dass der Papa längst (angeblich nach drei Uhr früh) in der Familienvilla über dem Tegernsee eingetroffen sei.

Diesmal kann der ehemalige Präsident von Bayern München jedoch bleiben, er muss nicht – wie nach den ab Jänner 2015 gewährten Freigängen – ins Gefängnis zurückkehren.

Im März 2014 war er vom Landgericht München wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Absitzen musste er davon nur die Hälfte, was von vielen als Vorzugsbehandlung kritisiert wurde. Denn üblich ist es, vor einer vorzeitigen Entlassung zumindest zwei Drittel der Strafe abzusitzen. Doch gemäß Paragraf 57, Absatz 2 des Strafgesetzbuches – der sogenannten Halbstrafenregelung – kann die Entlassung schon früher erfolgen, wenn "besondere Umstände" vorliegen.

Das könnten bei Hoeneß seine Selbstanzeige, seine flotte Wiedergutmachung und das untadelige Verhalten während der Haft und im Freigang sowie eine günstige Sozialprognose sein. Zu hören ist, dass der 64-Jährige jetzt mit seiner Frau Susi einen dreiwöchigen Urlaub machen wolle.

Sonstige Pläne für die Zeit danach hat er unlängst dem Fachmagazin Kicker bekanntgegeben: Er werde "Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein". Außerdem wolle er sich weiterhin in der Jugendarbeit des FC Bayern München engagieren. Er hat seit seinem ersten Freigang in der Jugendabteilung des Vereins gearbeitet und sagt über diese Zeit: "Ich habe es jetzt verinnerlicht, da bleibe ich dran."

Ins Stadion kann er jetzt auch wieder gehen, er hat ja noch seine Jahreskarte. Erste Gelegenheit wäre am morgigen Mittwoch, da spielt der FC Bayern in der Münchner Allianz Arena gegen Mainz 05. Sollte Hoeneß kommen, wird er wissen, dass unzählige Kameras auf ihn gerichtet sind. In den vergangenen 21 Monaten durfte er nicht zum Fußball ins Stadion, nur zum Basketballteam der Bayern in die Halle.

"Das war es noch nicht"

Und da ist ja noch sein fast trotziger Satz vom Juni 2014. Kurz vor Haftantritt hatte Hoeneß erklärt: "Das war es noch nicht. Ich werde mich nicht zur Ruhe setzen." Was er genau vorhat, sagt er allerdings noch nicht, vielleicht weiß er es auch noch gar nicht.

"Im Juni wird er seine Entscheidung bekanntgeben", sagte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer kürzlich. Dass Hoeneß wieder an die Spitze des "FC Hollywood" zurückkehren könnte, gilt als durchaus wahrscheinlich. Im November könnte er sich bei der Mitgliederversammlung wählen lassen. "Uli soll erst mal abschalten und dann wieder einsteigen. In welcher Funktion auch immer. Bayern braucht ihn", sagt der Kaiser.

"Ich glaube, wenn er es werden will, wird er es wahrscheinlich werden", meint Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er hat, wie auch Beckenbauer oder Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), Hoeneß im Gefängnis besucht. Die alten Bande halten. Der aktuelle Bayern-Präsident Karl Hopfner würde für Hoeneß sofort weichen und könnte an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln.

Seinen ersten offiziellen Auftritt hat Hoeneß am 13. März. Da wird er bei der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Mönchengladbach an Trainerlegende Jupp Heynckes die Laudatio halten. Und dann wartet noch ganz Deutschland, ob Hoeneß ein Interview gibt. Seine Mithäftlinge bekamen zum Abschied übrigens Fußballtrikots geschenkt. (Birgit Baumann, 29.2. 2016)