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Ali Akbar Hashemi Rafsanjani stand er bei der Expertenratswahl für Veränderung im Iran.

Foto: REUTERS/Morteza Nikoubazl/Files

Einmal im Expertenrat, immer im Expertenrat: Dass die, frech gesagt, iranische Version des römisch-katholischen Kardinalskollegiums für eine gewisse Mitgliederkontinuität steht, spiegelt schon deren Altersdurchschnitt wider. Den hebt Ali Akbar Hashemi Rafsanjani, der im Sommer 82 wird, auch nicht. Dennoch stand er bei den aktuellen Expertenratswahlen für Hoffnung auf Veränderung, im Rat und im ganzen Iran.

Und das ist für jemanden mit seiner Karriere, die ihn durch fast alle Institutionen der Islamischen Republik Iran geführt hat – auch ins Präsidentenamt, von 1989 bis 1997 –, doch recht ungewöhnlich.

In Teheran hat Hashemi Rafsanjani nicht nur als Individuum, sondern als Führer einer ganzen Liste den konservativen Big Shots eine empfindliche Niederlage zugefügt. Heute ist er ein Reformfreundlicher, ein Progressiver. Vergessen ist, dass er noch den Anhängern des gescheiterten Reformpräsidenten Mohammed Khatami als Mann von gestern galt. Bei den Parlamentswahlen 2000 wurde Rafsanjani schwer gedemütigt; 2005 kam er bei den Präsidentenwahlen in die zweite Runde – und verlor gegen Mahmud Ahmadi-Nejad. War Rafsanjani den Khatami-Fans suspekt gewesen, so hasste ihn die Gruppe um Ahmadi-Nejad: Es musste endlich Schluss sein mit der alten reichen Elite.

Letzteres ist Rafsanjani, Besitzer von Pistazienplantagen, in der Tat. Zur Revolution kam er durch Ruhollah Khomeini, mit dem er Theologie studierte. 1980 wurde er Parlamentspräsident und De-facto-Oberkommandant im Iran-Irak-Krieg. Nach Khomeinis Tod 1989 war er es, der Ali Khamenei die Nachfolge sicherte. Es folgte seine Präsidentschaft – inklusive aller dem Iran vorgeworfenen Morde an Oppositionellen und Anschläge im Ausland –, danach der Vorsitz des Schlichtungsrats. Im Expertenrat sitzt er seit 1983, von 2007 bis 2011 war er dessen Chef.

2009, nach den Protesten gegen Ahmadi-Nejad, kritisierte Rafsanjani offen das Vorgehen des Regimes. Seitdem ist er nicht mehr Freitagsprediger, dafür Feindbild der Hardliner, denen er seinerseits kräftig einschenkt. 2013 wollte er erneut für die Präsidentschaft kandidieren, wurde aber vom Wächterrat – aus Altersgründen – abgelehnt und warf sich danach für Hassan Rohani in die Schlacht. Mitstreiter hat er unter seinen fünf Kindern; die Teilnahme von Tochter Faezeh und Sohn Mohsen an den Parlamentswahlen wurde jedoch vom Wächterrat unterbunden. (Gudrun Harrer, 28.2.2016)