Lindsey Vonn ist brutal von der Piste geworfen worden.

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Soldeu – Ein folgenschwerer Sturz von Lindsey Vonn hat den Überraschungssieg von Federica Brignone am Samstag beim Super-G in Andorra überschattet. Während die italienische Riesentorlauf-Spezialistin bei einer wahren Wetterlotterie vor Laurenne Ross (USA) und Tamara Tippler (AUT) gewann, musste die Weltcup-Führende mit einer Knieverletzung abtransportiert werden. Lara Gut (SUI) wurde nur 16.

Beim Weltcup-Comeback von Soldeu-El Tarter wurde der für 10.30 Uhr geplant gewesene Super-G wie befürchtet wegen nächtlichen Schneefalls stark verkürzt aber auch gleich um drei Stunden verschoben. Damit verpasste man auch das beste Wetter-Fenster. Denn nach stundenlangen Top-Bedingungen setzte unmittelbar nach dem Rennstart um 13.30 Uhr erneut immer heftiger werdender Schneefall ein. Während Läuferinnen mit niedrigen Startnummern davon profitierten, war die Top-Gruppe chancenlos.

Drama in den Pyreanäen

Damit entwickelte sich im Kleinstaat zwischen Frankreich und Spanien eine wahres Pyrenäen-Drama. Am schlimmsten erwischte es dabei Vonn. Mit Startnummer 16 und damit als erste Läuferin der Top-Gruppe attackierte die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin trotz des dichten Schneefalls voll. Mit Bestzeit bekam sie kurz vor dem Ziel Probleme, überdrehte bei einem Linksschwung, geriet danach etwas außerhalb der Piste in ein Loch und rutschte beim folgenden Rechtsschwung aus. Obwohl der Sturz nicht allzu spektakulär war, blieb die 31-jährige regungslos liegen.

Vonn wurde sofort auf der Piste behandelt und ihr linkes Bein in einen Luftsack gepackt, ehe sie mit dem Akja zu Tal gebracht wurde. 2013 hatte sich die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin bei der WM in Schladming ebenfalls bei schlechtem Wetter und einem Super-G schwer am rechten Knie verletzt und eine lange Pause einlegen müssen. Nachdem sie dadurch auch die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi verpasste, hatte Vonn ihre Karriere bis 2018 "verlängert". Dadurch waren ihr auch weitere Rekord wie kürzlich der Gewinn der 20. Kristallkugel gelungen, zudem hält die erfolgreichste Skirennläuferin der Gegenwart derzeit bei 76 Weltcupsiegen.

Vonn gab dann am Abend auf Instagram bekannt, dass sie sich einen Haarriss im linken Knie zugezogen hat. Die US-Amerikanerin wird sich am Montag einer MRI-Untersuchung unterziehen, hielt sich aber einen Start am Sonntag offen. "Ich werde warten und sehen, wie ich mich morgen fühle und dann entscheiden, ob ich das Rennen fahren kann", erklärte Vonn.

"Ein Schaß"

Der Sieg vom Reservestart ging beim kürzesten Super-G der Saison (Laufzeit unter einer Minute) damit unerwartet an Brignone. Die Tochter der früheren Weltcupläuferin Maria Rosa Quario feierte in den Pyrenäen ihren ersten Speed-Sieg, nachdem ihr vergangenen Oktober in Sölden mit dem Gewinn des Riesentorlaufs ihren Premierensieg gelungen war. "Heute hatte ich Glück, morgen hat es eine andere", sagte die Riesentorlauf-Spezialistin aus der Lombardei.

Das Wetter als großer Regisseur sorgte dafür, dass mit der Deutschen Viktoria Rebensburg (Startnummer 22) aus der Gruppe der besten sieben Pilotinnen nur eine in die Top-Zwölf kam. Während Italiens Damen fünf in die Top-Ten und mit Brignone, Sofia Goggia (4.), Elena Fanchini (5.) und Johanna Schnarf (6.) gleich vier in die ersten Sechs brachten, rettete Tamara Tippler als Dritte die ÖSV-Bilanz. Denn auch Cornelia Hütter kam über Platz 20 nicht hinaus, Stephanie Venier wurde Zwölfte.

"Rund um mich sind alle im Klassement hinten, da ist nicht mehr viel gegangen. Das ist auf deutschgesagt ein Schaß", brachte Hütter die Situation wie so oft deftig auf den Punkt.

Tippler nahm die Gunst der Stunde dankbar an. "Es war ein schwieriges Rennen. Ich hatte es sicher ein bissl besser als die Topgruppe. Man muss es aber auch ausnutzen und das habe ich gut gemacht", sagte die Steirerin, die davor in Soldeu schon Europacup-Rennen bestritten hatte und der nach Rang zwei in Lake Louise der zweite Podestplatz dieser Saison gelungen ist. "Mit dem Ergebnis bin ich superzufrieden", freute sich Tippler, die ihre erste komplette Weltcupsaison bestreitet. (APA, red, 27.2.2016)