Foto: fid

Für alle, die sich Sorgen um die ihrer geistigen Führung beraubten Wiener Kleinformate machen: Die Dichands leben noch. Zum Beweis geben sie von Zeit zu Zeit in den dazu verpflichteten Organen Zeichen von sich, die zu deuten aufwühlende Fotos den Leserinnen und Lesern ersparen. Diese mussten Mittwoch bis zur Seite 23 blättern, um auf eine etwas einseitige Familienaufstellung zu stoßen. Opernball in the City: Im Großen Ballsaal des berühmten Hotels Waldorf Astoria trafen sich die Österreicher und die Amerikaner zum Wiener Opernball. Die Amerikaner durften nicht ins Bild, die Österreicher waren zu wichtig und mit dabei: "Krone"-Herausgeber Dr. Christoph Dichand – weißes Mascherl zum Smoking – mit Ehefrau Eva Dichand, Finanzstadträtin Renate Brauner und auch Genetiker Josef Penninger.

Bei dieser Information handelte es sich allerdings um einen ziemlich stark eingefrorenen Posthornton, konnte "Heute" doch schon Montag mit der ebenfalls fotografisch unterlegten Information Opernball in den USA: Wien tanzt in New York auf aufwarten. Thematische Konstante auf dem Foto war neben dem Ehepaar Dichand, rein zufällig, Stadträtin Renate Brauner, während der Genetiker durch den österreichischen Botschafter mit Ehefrau ersetzt war. Von einer New Yorker Society keine Spur, obwohl die Szene diesmal so erklärt wurde: Im Großen Ballsaal des berühmten Hotels Waldorf Astoria traf die New Yorker auf die Wiener Society. Dass von der New Yorker Society niemand mit dieser Wiener Society aufs Bild wollte, wäre verständlich. Aber wie der erbliche Herausgeber von der "Heute"-Redaktion aus dem Text hinwegzensuriert wurde, war respektlos. Mit dabei: "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, Österreichs neuer Botschafter in den USA, Wolfgang Waldner, sowie Stadträtin Renate Brauner (SP). Selbst im Bildtext figurierte er nur als Gatte Christoph. Ein Glück, dass die "Krone" zwei Tage später eingreifen konnte.

Schwer zu sagen, was als weniger unzumutbar empfunden wird – von der "Krone" attackiert oder beschützt zu werden. Allerliebste Dagi Koller, süßelte Michael Jeannée nach einem Bericht über einen Mann in deren Leben: Hinter vorgehaltener Kralle jemanden gehässig auszurichten, sich speichelnd und mokierend das ungewaschene Maul zu zerreißen, lustvoll zu lästern – Wien, wie es leibt und lebt.

Wer von dieser Tirade getroffen werden sollte, blieb unklar. Als möglicher Adressat wäre die Konkurrenz am Boulevard infrage gekommen, dort ging sie aber ins Leere. Denn "Österreich" hatte nur Rührendes über Kollers neuen Lebens-Mann zu berichten, einschließlich der Versicherung, er sei nicht ihr Toyboy. Blieb Jeannées selbst geschneiderte Rolle eines für die Ehre der Bürgermeisterswitwe eintretenden Ritters vor den Windmühlen Wolfgang Fellners zur Lächerlichkeit verurteilt, konnte er doch die Gelegenheit nutzen, mit literarischer Bildung zu prunken, und das höchst ökonomisch – die Hälfte seiner Samstag-Kolumne stellte er François Villon für dessen Ballade von den Lästerzungen und worin sie schmoren sollen zur Verfügung.

Als hätte er da schon gewusst, was er Mittwoch schreiben sollte! Für einen Vertreter der Menschenrechte, der Österreichs Regierung davor warnte, Gesetze und internationale Konventionen zu brechen, hatte er da, sich speichelnd und mokierend, die Anrede Unsäglicher Herr Patzelt parat. Was mir bei einem Ohr hinein- und beim anderen wieder hinausging, war, dass dieser zur gottlob beschlossenen Obergrenze für Flüchtlinge expressis verbis von einem "Bruch des Völkerrechts un serer Regierung faselte, was diese Obergrenze selbstverständlich ist, was aber unserer Regierung auf einer politmoralischen Ebene mit der "Krone" in ihrer Angst, den Freiheitlichen nicht gefällig genug zu sein, inzwischen bei einem Ohr hinein- und beim anderen wieder hinausgeht. Und was ist einer, der in diesem Land an unangenehme Fakten erinnert? Klar, ein unsäglicher Nestanpatzer. Das hat feinste Tradition.

Dazu passt die Erinnerung der "Krone": Schöne Heimat – Schnitzel – Neujahrskonzert – Darauf sind wir Österreicher stolz. Denn: Wenn es um ihr Land geht, dann kennt der Stolz der Österreicher keine Grenzen, außer Obergrenzen. Darunter fallen Salzburger Nockerl und Marillenknödel, Komponisten wie Mozart, die gesamte Klassik – da sind wir nicht kleinlich – und natürlich der Wiener Walzer. Plus Alaba. Den letzten Platz nimmt die Politik unserer Regierung ein. Zu Recht. (Günter Traxler, 27./28.2.2016)