Wien – Die Erste Group rückte im vergangenen Jahr wieder Richtung Milliardengewinn vor. Mit "einem gewissen Wohlbefinden über die eigene Situation und einem gewissen Unwohlsein über die allgemeine Lage", präsentiert Bankchef Andreas Treichl für 2015 einen Nettogewinn von 968,2 Millionen Euro. Im Jahr davor hatte die Bank wegen hoher Risikovorsorgen in Rumänien und Sonderkosten einen Rekordverlust von 1,4 Milliarden Euro angehäuft.

Das Ruder konnte dank eines soliden Kreditwachstums sowohl im Firmen- als auch im Privatkundengeschäft und niedrigerer Risikokosten herumgerissen werden. Im Schlussquartal kletterte der Gewinn um mehr als das Vierfache auf 204,0 (42,0) Millionen Euro. Über das Privatkundengeschäft – das ja dem Konkurrenten Bank Austria heftiges Kopfzerbrechen bereitet – lässt Treichl nichts kommen. "Wir sind daran extrem interessiert. Es ist in allen Ländern unser größter Ertragsbringer." Die Erste Group verzeichne damit schöne Neukundenzuwächse, es bleibe eines der Kerngeschäfte. Tatsächlich sei damit durchaus auch Geld zu verdienen und das nicht nur im Privat-Banking-Segment, sagt Treichl: "Auch mit normalen Privatkunden verlieren wir nicht."

Kapitaldecke aufgepolstert

Insgesamt erwirtschaftet die Erste Group damit 870 Millionen Euro Ertrag, 261 davon in Österreich. Jenes der Bank Austria will Treichl aber nicht käuflich erwerben, sollte es doch noch zu einem Verkauf kommen. "Wir müssen das nicht kaufen, die Kunden kommen auch so zu uns". Dank der Gewinne polsterte das Spitzeninstitut des Sparkassen-Sektors auch seine Kapitaldecke auf 12,3 (10,6) Prozent auf. "Wir gehören zu einer kleinen Gruppe von Banken, die trotz herausfordernden Umfelds ihre Kapitalkosten verdienen", so Treichl.Auch die Aktionäre dürfen sich nach einer Durststrecke wieder über eine Dividende in Höhe von 50 Cent je Aktie freuen. Zuletzt hatte die Bank für 2013 eine Dividende in der Höhe von 20 Cent je Aktie gezahlt.

Wenig erfreut zeigte sich Treichl über die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Negativzinsen der Euronotenbank werden in einigen Ländern schon an die Einlagenkunden weitergegeben. Bisher sei man in Österreich davon verschont geblieben. Sinken die Zinsen jedoch weiter ab, stehe man vor der Wahl, "entweder wir zahlen drauf und es kostet uns viel Geld, dass Kunden bei uns Geld einlegen, ob wir gebens an die Kunden weiter", sagte Treichl. Dies wäre ein ganz dramatischer Schritt, "der uns wirklich Sorgen macht". (rebu, 26.2.2016)