Istanbul – Die seit drei Monaten inhaftierten türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül sind wieder frei. Die beiden hätten Freitagfrüh das Silivri-Gefängnis in Istanbul verlassen, berichteten türkische Medien.

Das Verfassungsgericht hatte das Vorgehen gegen den Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" und seines Bürochefs in Ankara am Vortag für nicht rechtens erklärt. Mit zwölf gegen drei Richterstimmen hatte es entschieden, dass die "Rechte auf persönliche Freiheit und Sicherheit" von Dündar und Gül verletzt wurden. Der Fall hatte auch international scharfe Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdoğan ausgelöst.

Berichte über Waffentlieferungen nach Syrien Auslöser

Die beiden Männer wurden von ihren Familien und Kollegen vor dem Gefängnistor jubelnd empfangen. Die für Terrordelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Istanbul wirft den Journalisten, die Ende November in U-Haft kamen, Spionage und einen Umsturzversuch gegen die Regierung vor. Sie sollen mit Berichten über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts an islamistische Rebellen in Syrien Staatsgeheimnisse verraten haben. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft.

Dündar wirft EU "Totschweigen" der Probleme vor

Die Festnahmen hatten in der Türkei und anderen Ländern Empörung ausgelöst. Der Fall gilt als Beispiel für eine zunehmende Unterdrückung der Presse unter Erdoğan. Der Europarat und mehrere Journalistenverbände kritisierten die Inhaftierungen. Dündar warf der EU vor, die Drangsalierung der türkischen Medien Türkei aus Rücksicht auf die erhoffte Zusammenarbeit mit der Türkei in der Flüchtlingsfrage totzuschweigen. (APA, 26.2.2016)