Wien – Ohne digitale Helfer bekommt kaum ein Hotelier seine Zimmer voll, mit ihnen tun sich auch viele Betriebe schwer – wegen der in Einzelfällen auf bis zu 30 Prozent hinaufschnellenden Provisionssätze. Ein österreichisches Start-up-Unternehmen wagt sich nun in eine Nische vor, die bis dato unbesetzt ist.
Roombonus, ein Spin-off der Technischen Universität (TU) Wien, will sich ab nächster Woche mit einer eigenen Plattform dazwischenschieben. "Es ist eine Win-win-Situation für Hotelier und Gast", sagt Rainer Schuster, Gründer und Mastermind von Roombonus.com. "Der Hotelier zahlt für die Vermittlung ein geringes Fixum und gibt einen Teil der gesparten Kosten als Bonus weiter. Der Gast bekommt das Zimmer in der Regel zum Bestpreis und ein Sektfrühstück, eine Massage oder einen Golfschnupperkurs als Bonus noch dazu."
Anleihen bei Airbnb
Gegründet wurde Roombonus im vorigen Sommer. Vorausgegangen sind Studien, die an der TU Wien im Bereich E-Commerce unter anderem im Auftrag des Wirtschaftsministeriums gemacht wurden. Ziel war, Alternativen aufzuzeigen, wie sich der Tourismus von der immer stärkeren Abhängigkeit von internationalen Online-Plattformen wie Booking oder Expedia lösen könnten. "Es gab die Idee für eine Destinationslösung. Das wurde politisch nicht gewollt", sagt Hannes Werthner, Professor für E-Commerce an der TU Wien. Dafür werden bei Roombonus nun diverse Ansätze, die es damals gab, zusammengeführt.
Anleihen wurden auch bei Plattformen wie Airbnb, Wimdu oder 9flats genommen, die Privatzimmer oder -wohnungen vermitteln. Direktbuchungen sind nicht möglich. Damit ein Vertrag zustande kommt, muss die von Roombonus weitergeleitete Anfrage innert 24 Stunden vom Hotelier bestätigt werden.
Fixum statt Prozentsatz
Starten will man mit 250 Partnerhotels in Österreich. Diese zahlen ein Fixum von einem Euro pro Zimmer und Monat. Wer nicht Prämiumpartner ist, zahlt neun Euro pro Buchung. Ab dem Sommer will man nach Deutschland und in die Schweiz expandieren, 2017 mit einer englischen Version auch international durchstarten.
Zielgruppe seien Personen mit hoher Internet-Affinität, mehrfacher Online-Buchungserfahrung bei der Hotelsuche, tendenziell Frauen. Allein im deutschsprachigen Raum schätzt Schuster die Zahl der infrage kommenden Personen auf etwa fünf Millionen. Bis Ende 2017 sei das Unternehmen, das zehn Mitarbeiter beschäftigt ausfinanziert, zusätzliche Investoren würden noch gesucht.
Kartellklage rückt näher
Der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Markus Gratzer, spricht von einer "guten Sache". Eine andere Sache will er dennoch nicht aus dem Auge verlieren: Eine mögliche Kartellklage gegen Booking wegen der Bestpreisklausel, die es Hoteliers verbietet, ein Hotelzimmer günstiger abzugeben als Booking. "Wir hoffen, dass die Bundeswettbewerbsbehörde etwas unternimmt. Wenn nicht, werden wir klagen, sagte Gratzer im Gespräch mit dem STANDARD. Dabei hoffe man auf Unterstützung durch die Wirtschaftskammer. (Günther Strobl, 26.2.2016)