Es sind keine guten Zeiten für all jene, die sich in Sachsen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren. Im Moment, so scheint es, zeigt man nach den Vorfällen in Clausnitz und Bautzen aus ganz Deutschland auf ihr Bundesland und stöhnt: die braunen Sachsen, wieder einmal.

Das ist nicht fair, denn Angriffe auf Ausländer gibt es leider überall in Deutschland. Und dennoch muss man konstatieren: In Sachsen, diesem wirtschaftlichen Musterland des Ostens, geschehen sie besonders oft. Wie hilflos viele Politiker sind, demonstrierte unfreiwillig der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), der die Pöbler und Brandstifter kurzerhand als "Verbrecher" titulierte.

Vielleicht wollte er mit diesen zugespitzten Aussagen von eigenen Versäumnissen ablenken. Denn in Sachsen könnte vonseiten der CDU, die dort seit 25 Jahren den Ministerpräsidenten stellt, deutlich mehr gegen braune Umtriebe getan werden. Tillich könnte sich an die Spitze einer Gegenbewegung stellen. Aber das wäre natürlich eine klare Positionierung, durch die man möglicherweise auch einige Wähler verliert.

Unterlässt er dies jedoch, könnte Sachsen noch viel mehr verlieren – nämlich Geld, weil die Gäste wegen Pegida ausbleiben und Unternehmer nicht mehr so gerne in seinem Bundesland investieren. Auch die Hinweise der Wirtschaft sind eindeutig: Es ist Zeit für einen Kurswechsel. (Birgit Baumann, 24.2.2016)