Für die Bayern sah es zwischendurch genauso gut aus wie für den FC Barcelona.

Foto: AFP/ OLIVIER MORIN

Bild nicht mehr verfügbar.

Im Gegensatz zu den Münchnern kassierten Neymar, Messi und Kollegen aber kein(e) Gegentor(e) mehr.

Foto: Reuters / Tony O'Brien Livepic

London/Turin – Kurz nach Mitternacht war der Frust beim FC Bayern im noblen "Salone delle Feste" schon wieder verflogen. Pep Guardiola sprach stolz von einem "der besten Spiele meiner Karriere als Trainer". Karl-Heinz Rummenigge schwärmte bei Schwertfisch Trapanese und Kalbsmedaillons in Haselnusskruste von einem "großartigen Spiel" und einem "der besten Champions-League-Achtelfinals, die ich je miterlebt habe". Dass die Münchner beim 2:2 (1:0) gegen Juventus eine 2:0-Führung leichtfertig verspielt hatten, war beim Bankett im mondänen Mannschaftshotel Principi di Piemonte fast schon vergessen.

"Ich glaube, wir sollten nicht den Fehler machen und mit diesem Ergebnis hadern. Das ist ein sehr, sehr gutes Ergebnis, das uns die Tür für die Qualifikation zum Viertelfinale sehr weit offen hält", sagte Rummenigge in seiner kurzen Rede. Er sei für das Rückspiel am 16. März optimistisch, meinte der Vorstandschef gut gelaunt.

Nach Toren von Thomas Müller (43.), der seinen 34. CL-Treffer erzielte, und Arjen Robben (55.) verpassten die Münchner in der "Hölle" von Turin allerdings eine komfortablere Ausgangsposition. Paulo Dybala (63.) und Stefano Sturaro (76.) glichen für den Vorjahresfinalisten noch aus.

Heiß und kalt für die Bayern

Das hatte zumindest kurzfristig für Verstimmung bei den Münchnern gesorgt. "In der Kabine war schon ein bisschen Enttäuschung da. Wenn man 2:0 führt gegen so einen Gegner, dann muss man das zumachen", sagte Robben. Müller sprach von einer "guten Leistung mit einem leicht ärgerlichen Ergebnis. Wenn du 2:0 vorne liegst, dann fühlt es sich nicht so gut an."

Dass die Bayern den Rückflug am Mittwoch nicht völlig unbeschwert antreten konnten, lag an zwei Fehlern von Joshua Kimmich, die Juve eiskalt nutzte. Doch Vorwürfe gab es keine, zumal der Aushilfsinnenverteidiger in der "Zwergen"-Abwehr bis zu seinem ersten Patzer überzeugend aufgetreten war. "Seine Leistung war perfekt", meinte Guardiola übertrieben.

Juve ist nach dem Remis nicht sonderlich zuversichtlich für das Rückspiel. Man sei zwar "phänomenal" zurückgekommen, konstatierte der schwache Sami Khedira: "Aber das 2:2 spricht erst einmal für die Bayern. Es ist alles möglich, aber es wird unheimlich schwer." So ein Spiel sei wichtig, meinte Trainer Massimiliano Allegri, "um meine Spieler wachsen zu lassen". In München werden sie über sich hinauswachsen müssen.

Titelverteidiger voll auf Kurs

Selbiges gilt auch für den FC Arsenal. Die Dienstreise zum FC Barcelona in knapp drei Wochen könnten sich die Gunners allerdings wohl ersparen. Sogar der Mann, der von Berufs wegen nicht aufgeben sollte, hat bereits die weiße Fahne gehisst. "Barcelona ist zu 95 Prozent durch", resümierte Arsène Wenger nach dem 0:2 (0:0) gegen den Titelverteidiger.

"Wir fahren noch da hin, aber realistisch gesehen ist es unmöglich", sagte Wenger. Das Boulevardblatt "Sun" stellte fest: "Arsenal ist jetzt zum sechsten Mal hintereinander in der K.-o.-Runde ausgeschieden." Barcas Abwehrstratege Gerard Piqué holte sich sogar schon eine Gelbsperre für das Rückspiel am 16. März ab – so sicher fühlt sich der Titelverteidiger.

Dabei hielt Arsenal lange Zeit gut mit, auch wegen des Mannes, den sie in London liebevoll "the big fucking German" nennen. "Das Publikum war gekommen, um Messi zu sehen, aber 71 Minuten lang sah es Per Mertesacker", schrieb der "Guardian". Der deutsche Weltmeister war mit seiner Abwehrarbeit trotz 71 Prozent Ballbesitz für Messi und die anderen Wunderfüßler zunächst der Star des Spiels.

"Magischer Messi"

Dann aber ging es Schlag auf Schlag: ein schneller Gegenstoß, und Messi erzielte mutterseelenallein gelassen in seinem siebenten Spiel gegen Petr Cech seinen ersten Treffer (71.). Als zehn Minuten später Mathieu Flamini nur 47 Sekunden nach seiner Einwechslung den Argentinier foulte, verwandelte dieser den Foulelfmeter. "Magischer Messi – Arsenal braucht jetzt ein Wunder", konstatierte der "Mirror".

Seit 2014, also seit sie zusammen bei den Katalanen spielen, haben Messi, Luis Suárez und Neymar 44 der 48 Treffer ihrer Mannschaft in der Champions League erzielt. "Ich glaube", sagte Wenger, "dass Barcelona die beste Mannschaft in Europa ist. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir sie hätten besiegen können." (sid, 24.2.2016)