Jena – Hohe Konzentrationen von Kohlendioxid im Boden können die Gemeinschaften von Bodenlebewesen stark beeinflussen – und damit auch Prozesse im Ökosystem wie den unterirdischen Kohlenstoffkreislauf und die Kohlenstoffspeicherung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Kirsten Küsel von der Universität Jena in "Nature Microbiology". Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die Auswirkungen möglicher Lecks bei der Kohlendioxid-Einlagerung im Untergrund zu, die langfristig das Nahrungsnetz und den Stoffwechsel im Boden verändern könnten.
So könne sich unter anderem mehr organisches Material im Boden anreichern, die normalerweise von kleinen Bodentieren und von Einzellern, Bakterien und Pilzen abgebaut werden. Küsel und Kollegen konnten den Mechanismus aufdecken, der diese Veränderung bewirkt hatte: Das Kohlendioxid hatte die Lebensbedingungen im Boden so verändert, dass Bodentiere ausgeschlossen wurden und sich die Gemeinschaft der Mikroorganismen hin zu weniger vielfältigen, dafür aber höher spezialisierten Arten verschoben hatte.
Ineffizienter Abbau
Dadurch wurde das Nahrungsnetz im Boden weniger effizient beim Abbau von organischem Material, das sich daraufhin im Boden angereichert hatte. Zudem konnte durch Isotopenmessungen gezeigt werden, dass im organischen Bodenmaterial große Mengen an Kohlenstoff aus dem Erdmantel gebunden waren. Diesen hatten zuvor Pflanzen und Mikroorganismen über das ausströmende Kohlendioxid aufgenommen.
Dass unterirdische Kohlendioxid-Speicher Bodenorganismen und Pflanzen beeinträchtigen, hält Jörg Frauenstein vom deutschen Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau für unbestritten. Das belegten zahlreiche Studien. Allerdings müsse es bei der Gefährdungsabschätzung eine differenziertere Bewertung geben, sagte Frauenstein.
So sei der Kohlendioxid-Fluss in einer Mofette deutlich größer als bei einem Leck aus einem unterirdischen Speicher. Zudem sei der geologische Untergrund für den Austritt von Kohlendioxid entscheidend. (APA, red, 24.2.2016)