Noch im 21. Jahrhundert könnte der Meeresspiegel um bis zu 130 Zentimeter steigen. Langfristig sehen die Prognosen noch düsterer aus.

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Washington/Wien – Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel um 17 Zentimeter gestiegen. Das klingt nach wenig, im Vergleich zu den Jahrhunderten davor ist das aber ein Rekordwert. Denn seit Beginn unserer Zeitrechnung bis 1900 betrug die maximale Schwankung nämlich nur sieben bis elf Zentimeter, berichten Forscher um Robert Kopp (Rutgers University) im Fachblatt "PNAS", dessen aktuelle Ausgabe gleich mehrere neue Studien zum Thema präsentiert.

Kopp und Kollegen gehen außerdem davon aus, dass der Anstieg im 20. Jahrhundert schneller war als in jedem anderen Jahrhundert seit 3000 Jahren. Und die Forscher schätzen, dass mehr als die Hälfte dieser 17 Zentimeter der vom Menschen verursachten Erderwärmung geschuldet sind.

Anstieg um 50 bis 130 Zentimeter

Wie aber geht es mit dem Anstieg des Meeresspiegels im 21. Jahrhundert weiter? Das hängt vor allem davon ab, wie gut es uns gelingt, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den Ausstoß von Treibhausgasen einzudämmen. Forscher um Anders Levermann (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) haben ebenfalls in "PNAS" drei verschiedene Szenarien durchgerechnet, mit denen auch der Weltklimarat IPCC arbeitet, und kommen dabei auf Werte von etwa 50 bis 130 Zentimeter.

Je weiter man in die Vergangenheit und in die Zukunft blickt, desto unsicherer werden naturgemäß die Schätzungen. Das trifft auch auf den Antaktischen Eisschild zu, der knapp 70 Prozent des Süßwassers der Erde bindet. Sollte das gesamte Inlandeis der Antarktis abschmelzen, steigt der Meeresspiegel um mehr als 60 Meter. Doch wie stabil ist der Schild gegenüber der Erderwärmung?

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Dieser Frage ging ein Team um Robert Levy in "PNAS" nach und fand in einem über einen Kilometer langen Eisbohrkern eine unerfreuliche Antwort. Bei einem Anstieg des CO2-Anteils auf 500 ppm und einer nur drei bis vier Grad höheren Temperatur – so wie vor 14 bis 23 Millionen Jahren und womöglich in einer nicht ganz fernen Zukunft – schmilzt ein größerer Teil der Antarktis ab als bisher gedacht. Langfristig würde dadurch der Meeresspiegel um mehr als 30 Meter steigen. (tasch, 23.2.2016)