Die Angst vor der Zapfsäule haben viele Autofahrer verloren.

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Wien – Wer viel mit dem Auto fährt oder mit Öl heizt, sollte es deutlich spüren: Der Preis für Rohöl liegt aktuell bei um die 30 Dollar je Fass und damit so tief wie seit 13 Jahren nicht mehr. Vielen Haushalten bleibt also am Monatsende mehr Geld für Konsumgüter oder für dauerhaftere Anschaffungen übrig. Aber wie viel ersparen sich die Österreicher genau? Bisher gab es dazu keine konkreten Zahlen.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo hat auf Anfrage des STANDARD erstmals konkrete Berechnungen vorgelegt. Demnach haben sich Haushalte und Unternehmen in Österreich allein im vergangenen Jahr dank der tiefen Preise Ausgaben in Höhe von 2,2 bis 2,3 Milliarden Euro erspart.

Die beiden Ökonomen Josef Baumgartner und Jürgen Bierbauer-Polly haben sich die Daten aus der heimischen Energieverbrauchsstatistik geholt, die fehlenden Werte für das Jahresende prognostiziert. Sie errechneten also, um wie viel höher die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben im vergangenen Jahr gewesen wären, wenn die Ölpreise auf dem Niveau von 2014 geblieben wären. Mitte 2014 lag der Preis je Fass noch bei rund 100 Dollar, ein Jahr später waren es schon um 50 Dollar weniger.

Löwenanteil bei Unternehmern

Der deutliche Preisrückgang hat demnach allein Haushalten eine Ersparnis von rund 800 bis 850 Millionen Euro gebracht. Der Löwenanteil der Kostenreduktion in der Höhe von 1,5 Milliarden Euro entfiel demnach auf die heimischen Unternehmen. Rohöl ist nach wie vor das mit Abstand wichtigste Produkt für die Weltwirtschaft.

Der tatsächliche Kostenvorteil dürfte dabei noch etwas höher liegen. Denn berücksichtigt wurden nur direkte Ausgaben wie etwa fürs Tanken oder den Einkauf von Heizöl. Hinzu kommen aber auch indirekte Vorteile, etwa weil die Tarife von Speditionsunternehmen etwas günstiger werden.

Angesichts dieser Zahlen werde deutlich, dass Österreichs Wirtschaft von der Entwicklung an den internationalen Rohölmärkten profitiert habe, sagt Ökonom Baumgartner, wobei er davon spricht, dass sich diese Ersparnis bisher weniger auf den Konsum auswirkt, als die Erfahrungen aus der Vergangenheit vermuten ließen. Der reale Konsum in Österreich ist im Vorjahr nur um bescheidene 0,4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 gestiegen. "Dieser Zuwachs hätte eigentlich angesichts der niedrigeren Ausgaben etwas stärker ausfallen sollen", sagt Baumgartner. Auch das Wirtschaftswachstum war im vergangenen Jahr verhalten, und aktuell sind die Erwartungen nicht besonders rosig, obwohl das Umfeld – schwacher Euro, tiefer Ölpreis – günstig ist.

Wenig Optimismus

Die Stimmung der Unternehmer sei wenig optimistisch, sagt Baumgartner. Die Turbulenzen an den Aktienmärkten und die Probleme in China würden dazu einen großen Beitrag leisten.

Die Spritpreise werden jedenfalls auch in naher Zukunft nicht steigen. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet laut Prognose vom Montag wegen des Überangebots erst 2017 mit einer Stabilisierung des Ölmarktes. Zugleich warnte die Organisation davor, dass die Investitionen in neue Fördertechniken wegen des Preisverfalls zu stark zurückgehen, was sich auf lange Sicht rächen werde. (András Szigetvari, 23.2.2016)