Der deutsche Export läuft gut, zumindest wenn es aus dem Euro-Gebiet rausgeht.

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Berlin/Wien – Die USA haben als Exportmarkt für Länder der Eurozone im Vorjahr stark an Bedeutung gewonnen. Von Jänner bis November legten Österreichs Ausfuhren in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten um 16,6 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zu, wie aus Daten der Statistik Austria hervorgeht. Ursachen sind das vergleichsweise hohe Wachstum in den USA sowie der schwache Euro, der Exporte in den Dollarraum stark verbilligt hat.

Auch die deutsche Wirtschaft profitierte stark von dieser Entwicklung. Im Jahr 2015 haben die USA Frankreich nach mehr als einem halben Jahrhundert als wichtigsten Absatzmarkt der Exportwirtschaft abgelöst. Die deutschen Warenexporte in die Vereinigten Staaten schnellten laut Informationen des Statistischen Bundesamtes um fast 19 Prozent auf 114 Milliarden Euro nach oben. Die Ausfuhren nach Frankreich wuchsen dagegen nur um 2,5 Prozent auf 103 Milliarden Euro. Damit endet eine Ära: Das Nachbarland war seit 1961 ununterbrochen und zeitweise unangefochten der größte Abnehmer deutscher Waren.

Kein Strohfeuer

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält den Aufstieg der USA zur Nummer eins keineswegs für ein Strohfeuer. "Das ist eher ein langfristiger Trend", sagt DIW-Konjunkturexperte Simon Juncker. Ein Grund dafür sei die höhere Wachstumsdynamik in den Vereinigten Staaten. Die weltgrößte Volkswirtschaft legte im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent zu, Frankreich mit 1,1 Prozent nicht einmal halb so stark.

Das Bild dürfte in diesem Jahr ähnlich aussehen. Die Industriestaaten-Organisation OECD rechnet für 2016 in den USA mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,0 Prozent, während für Frankreich nur 1,2 Prozent erwartet werden. "Es überrascht nicht, dass die USA der wichtigste Handelspartner Deutschlands sind", sagt auch der Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Bernhard Mattes. "Die amerikanische Wirtschaft erfährt derzeit einen stabilen Aufschwung, der deutschen Unternehmen zugutekommt. Dazu gehören niedrige Energiepreise, ein vergleichsweise niedriges Lohnniveau in den USA sowie der schwache Außenwert des Euro gegenüber dem Dollar." Mattes rechnet daher auch künftig mit einer starken Nachfrage aus den Vereinigten Staaten.

Lockere Geldpolitik

Der Euro hat angesichts der extrem lockeren Geldpolitik der EZB seit Mitte 2014 um rund ein Fünftel zum Dollar abgewertet. "Der Wechselkurseffekt hat relativ deutlich die Auslandsnachfrage angeschoben", erläutert DIW-Experte Juncker. Einen zusätzlichen Schub erwartet Mattes bei einem Abschluss des angedachten Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA. Dieses würde Handelshürden abbauen und den Warenaustausch zusätzlich fördern. (Reuters, aha, 22.2.2016)