Wien – Herrlich ist es, in der Oper Ballett oder im Tanzquartier eine Choreografie zu besuchen oder einer vom Brut-Theater präsentierten Performance beizuwohnen. Aber ebenso gut ist es, Abenteuer wahrzunehmen, die von Künstlern betriebene Locations bieten. Eine der feinsten ist das nadaLokal von Amanda Piña und Daniel Zimmermann (15. Bezirk). Dort hat Tänzerin-Choreografin Marcela Santander Corvalan einige Kostproben dessen vorgestellt, was sie bald beim Festival Dañs Fabrik in Brest uraufführen wird: Disparue, ein Kraftwerk kulturübergreifender Körperfiktionen.

Santander war hier Artist in Residence. Amanda Piña (im März im Tanzquartier mit Dance and Resistance – Bedrohte menschliche Bewegungen Vol. 2 zugegen) wirft stets ein Auge auf Kolleginnen aus Mittel- und Südamerika. Ihr nadaLokal zeigt Kunst dann unvermittelt und in absoluter Nähe zum Publikum. Santander präsentiert elaboriertes "Rohmaterial" aus ihrem neuen Stück; die Musik fährt die Performerin Veza Maria Fernandez (die sich gerade in der Innenstadt-Location Im Ersten mit ihrem Stück Veza or patience will bring you Roses vorgestellt hat). Danach wird gesprochen, etwa mit Daniel Aschwanden, der aus eigener Erfahrung über die legendäre Butoh-Tänzerin Yoko Ashikawa erzählt, auf die sich Santander in ihrem Solo bezieht.

Santander setzt Körper wie Mimik intensiv ein, um ihre Fiktionen über Ashikawa, Darstellungen auf präkolumbianischen Gefäßen, Yoga und die im Verschwinden begriffene Körperstellung des Hockens umzusetzen. Der Architekt, Visionär und Verteidiger der Hockstellung Berhard Rudofsky wäre begeistert gewesen. Wie das Publikum. (ploe, 19.2.2016)