St. Pölten – Niederösterreich rüstet sich für sein geplantes Haus der Geschichte (HGNÖ), das im Frühjahr 2017 eröffnen soll. Wie unlängst bekannt wurde, erweitert das Land seinen Bestand historischer Objekte durch einen Ankauf der Habsburgersammlung des Gastronomen Mario Plachutta. St. Pölten ist die sogenannte "Kaiserhaussammlung" 2,6 Millionen Euro wert. Unter den 2000 Exponaten, mehrheitlich Gegenstände des täglichen Gebrauchs, befinden sich auch Kuriositäten wie Barthaare Kaiser Franz Josephs I.

Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bezeichnete den Ankauf als "ganz entscheidenden Schritt" und "wesentlichen Faktor" für die Gestaltung des HGNÖ. Der Ankauf erfolge mit Geldern aus dem Kulturbudget des Landes, mit den bisher verlautbarten Errichtungskosten des HGNÖ (drei Mio.) habe das "nicht unmittelbar zu tun", so Pröll. Einen Teil der Kosten werde man durch die Verleihung von Objekten im In- und Ausland wieder hereinholen, heißt es.

Sammelaktion zur Zwischenkriegszeit

In einem nächsten Schritt ruft das Planungsteam des HGNÖ die Bevölkerung dazu auf, private Objekte und Dokumente – vom "Einberufungsbefehl des Urgroßvaters" bis zur "staubigen Ballspende" – in die Sammlung einzubringen. Da man für 2018 eine Sonderausstellung zum Thema "100 Jahre Erste Republik" anpeilt, gilt die Sammelaktion nur für Erinnerungsstücke aus den Jahren 1918 bis 1938. Diese können bis 30. April, jeden Samstag von 10 bis 16 Uhr, im Landesmuseum Gutachtern des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung vorgelegt werden. Zwar sucht man vor allem nach Leihgaben, in Sonderfällen sei das Museum aber auch zum Kauf bereit.

Welche Stücke von Interesse sein können, zeigte Stefan Karner, Leiter des wissenschaftlichen Beirats, anhand einiger Beispiele: vom Fotoalbum eines Heimwehr-Mitglieds bis zur Küchenwaage aus den 1920er-Jahren. Geeignete Exponate für die Ausstellung sollen in der zweiten Jahreshälfte 2016 ausgewählt werden.

Das HGNÖ soll die Geschichte Niederösterreichs mit ihren österreichischen und zentraleuropäischen Bezügen von der Urgeschichte bis zur Gegenwart zeigen. Den Schwerpunkt will man auf die Zeit ab Mitte des 19. Jahrhunderts legen. Ein Ziel des Hauses werde es sein, "Identifikation zu schaffen, in Niederösterreich, Tschechien oder Triest. Wir sehen den größeren Raum", so Stefan Karner. (stew, 18.2.2016)