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Salman bin Ibrahim Al Khalifa steht unter Verdacht, an Menschenrechtsverletzungen in Bahrain beteiligt gewesen zu sein.

Foto: AP/ Hasan Jamali

Kein Scheich für die Fifa: Auf der Zielgeraden des Präsidentschaftswahlkampfes machen der deutsche und englische Fußball mobil gegen den Favoriten Salman bin Ibrahim Al Khalifa (50). Gegen den Bahrainer stehen weiterhin teils schwere Menschenrechtsverletzungen im Raum – deshalb "werden wir ihn nicht wählen", sagte DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball (69) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Allerdings hat der Scheich auch so genug Freunde.

Am Donnerstag, acht Tage vor der Wahl des Nachfolgers von Joseph S. Blatter (79) in Zürich, bekräftigte die asiatische Konföderation AFC erneut ihre Unterstützung für ihren Verbandsboss. Scheich Salman ist seit 2013 AFC-Präsident. "Für ein vereintes Asien", hieß es. Zu den derzeit 44 AFC-Stimmen werden sehr viele der 54 aus Afrika kommen – und das ist fast die (nötige) halbe Miete gegen UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino (45/Schweiz), der als einzig ernsthafter Gegenkandidat ins Rennen geht.

Die Scheich-Gegner brauchen deshalb einen Plan B. "Wenn Scheich Salman gewählt wird, dann muss man jede Gelegenheit nutzen, das Thema Menschenrechte anzusprechen", sagte Rauball: "Und darf auch nicht müde werden, nachdem man es zwei, dreimal gemacht hat und sagen, das reicht dann auch. Nein, da ist Nachhaltigkeit und Kontinuität gefragt."

Vorwürfe gegen Al Khalifa

Im Kern geht es bei den Vorwürfen gegen den Scheich um die Frage, ob oder wie er während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 an der Verfolgung und Folterung von Schiiten, darunter auch Sportler, in seinem Land beteiligt war. Salman bin Ibrahim Al Khalifa ist Mitglied der königlichen Familie Bahrains, damals war er Präsident des nationalen Fußballverbandes.

"Niemand leugnet, dass es damals zu Menschenrechtsverletzungen auch gegen Sportler gekommen ist. Es geht darum, ob er beteiligt war", sagte Greg Dyke, Chef der englischen FA: "Die Frage ist: Spielt es eine Rolle, ob er beteiligt war? Oder darf – gemessen an den Vorfällen von 2011 – überhaupt jemand aus Bahrain die Welt des Fußballs lenken? Ich persönlich habe meine Zweifel."

Die Verankerung von Menschenrechten in den Fifa-Statuten ist ein zentraler Bestandteil des Reformpakets, das in der kommenden Woche verabschiedet werden soll. Und dann der Scheich als FIFA-Boss? "Ich hatte gehofft, dass er schon sehr viel früher glaubwürdige Gegenargumente bringen würde, was aber bisher außer formalen Dementis nicht geschehen ist", sagte Rauball.

Der 50 Jahre alte Fifa-Kandidat Scheich Salman hatte zuletzt im Spiegel-Interview von einer "düsteren Kampagne" gesprochen. "Ich verurteile jegliche Form von Menschenrechtsverletzungen", sagte er: "In welchem Land der Welt auch immer!" Im Schweizer Tagesanzeiger beteuerte der Scheich: "Ich war in keinerlei politische Entscheidungen involviert." Er habe auch gar nicht die Macht gehabt, Sportler verhaften zu lassen. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben diesbezüglich ihre Zweifel. (sid, 18.2.2016)