In den Pflichtschulen setzt man unter anderem auf die "Neu in Wien"-Kurse.

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Wien – Fast 2.000 Flüchtlingskinder werden derzeit in den Wiener Pflichtschulen unterrichtet, mehr als 300 zusätzlich in den diversen Formen der Oberstufe. Den dadurch entstehenden Herausforderungen soll mit einer Reihe von Maßnahmen in den Klassenzimmern und außerhalb der Schule begegnet werden. Ziel sei die "umfassende Integration" von Kindern und Jugendlichen.

Die jeweiligen Aktivitäten in einem Projektpapier gesammelt und aufgelistet. Grundsätzlich sei man bestrebt, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), für die Betroffenen so rasch wie möglich einen Platz im Schulwesen zu finden. "Die seit dem Sommer nach Wien gekommenen Flüchtlingskinder gut zu integrieren, ist eine große Herausforderung, die Wien anpackt", versicherte die Ressortchefin.

Lernen in der Unterkunft

Mit dem neuen Schulsemester werden Kinder auch direkt in Quartieren des Fonds Soziales Wien besucht. Bei temporären Unterbringungen würden Kinder, die in einen Klassenverband eintreten, nämlich binnen kürzester Zeit wieder aus diesem gerissen, wird dieser Schritt begründet. Dadurch, dass direkt in der Unterkunft gelernt werden kann, soll eine durchgehende Betreuung sichergestellt werden – zumindest bis ein fixer Wohnsitz gefunden wurde.

Inhaltlich wird zunächst der Bildungs- und Wissenstand der Schüler erhoben. Dann erfolgt, falls nötig, die Erstalphabetisierung. Auch das Kennenlernen des neuen Lebensumfeldes und der gesellschaftlichen Gegebenheiten ist Teil des Programmes.

"Neu in Wien"-Kurse

In den Pflichtschulen setzt man unter anderem auf die "Neu in Wien"-Kurse. Diese Sprachförderkurse im Rahmen des Regelunterrichts gibt es laut Rathaus bereits seit mehreren Jahren für sogenannte "Seiteneinsteiger", also für Flüchtlingskinder, die während des Schuljahres neu dazustoßen. Die Kinder erhalten parallel individuell abgestimmten Deutschunterricht. Die Kurse werden für Volksschüler am Schulstandort und für Schüler der Neuen Mittelschule in der jeweiligen Region angeboten.

Derzeit gibt es insgesamt 98 entsprechende Einheiten sowie 13 Alphabetisierungskurse. Inzwischen werden dort, wo keine Plätze in "normalen" Klassen mehr vorhanden sind, auch eigene "Neu in Wien-Klassen" eröffnet. Zehn davon wurden bisher eingerichtet. Sie werden als Mehrstufen- oder als reine Jahrgangsklassen geführt. Flüchtlingskinder werden dort getrennt von ihren anderen Mitschülern unterrichtet.

Rahmenprogramm

In der AHS erfolgt die Betreuung in der Klasse, was auch für die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen gilt. In jeweils einer Handelsakademie und einer HTL wurden dazu zwei eigene Klassen mit Flüchtlingen als Übergangsstufe eingerichtet. In Berufsschulen setzt man auf Integration im praktischen Unterricht, wobei auch zusätzliche Fördermaßnahmen angeboten werden, wie es hieß.

Abgesehen davon wurde zudem eine Art außerschulisches Rahmenprogramm entworfen. Dieses enthält Sommersprachkurse, Angebote in Jugendzentren oder diverse Veranstaltungen. Die Betreuung endet dabei nicht mit der Schulpflicht. Für Jugendliche wird ein eigenes College geplant.

Laut Rathaus brauchen die Bildungseinrichtungen nun auch vermehrt Unterstützung für die Bereiche Lernbegleitung, Gewaltprävention oder Traumata-Bewältigung. Entsprechend hoch sei der Bedarf an Sozialarbeitern oder Psychologen. Die Stadt Wien will daher das psychosoziale Unterstützungspersonal für Schulen ausbauen. Der Stadtschulrat erarbeitet dazu eine Bedarfsanalyse, um die Zahl der zusätzlich benötigten Personen zu eruieren. Die Finanzierung soll aus dem entsprechenden Topf erfolgen, den der Bund dafür bereitstellt – und der mit insgesamt 24 Mio. Euro dotiert ist. (APA, 18.2.2016)